Mit einer Trauerrede oder Grabrede gedenken die Hinterbliebenen auf einer Trauerfeier des Verstorbenen. Für den Redner ist es wichtig, die passenden Worte zu finden – und die richtige Länge der Rede.
Das Wichtigste im Überblick:
- Die Begriffe Trauerrede und Grabrede werden meist synonym verwendet. Nimmt man es ganz genau, wird die Trauerrede auf der Trauerfeier gehalten und die Grabrede direkt am Grab. Eine Trauerrede kann somit auch eine Grabrede sein.
- Eine geistliche Trauerrede bietet sich an, wenn der Verstorbene religiös war. Dabei werden z. B. in Form von Zitaten religiöse Zusammenhänge angesprochen, die der Trauergemeinde Trost spenden sollen. Diese Trauerrede wird meist vom Geistlichen gehalten.
- War der Verstorbene nicht religiös, ist eine weltliche Trauerrede passend. Dabei werden keine religiösen Bezüge hergestellt, sondern die Persönlichkeit und das Leben des Verstorbenen in den Vordergrund gestellt. Auch philosophische Sichtweisen sind möglich. Als Redner kommt eine dem Toten nahestehende Person infrage. Oder ein professioneller Trauerredner. Bei einer Seebestattung hält meist der Kapitän des Schiffes die Rede.
Die Trauerrede als Gedenken an den Verstorbenen
Der Abschied von einem geliebten Verstorbenen ist unendlich schwer. Beerdigung und Trauerfeier bieten den Hinterbliebenen die Möglichkeit, gemeinsam zu trauern, sich zu erinnern und gegenseitig Trost zu spenden.
Ein wichtiger Teil dabei ist die Trauerrede. Mit ihr soll an den Verstorbenen erinnert und sein Leben gewürdigt werden. Sie bietet auch Gelegenheit für besondere Anekdoten. Ob religiöse Bezüge thematisiert werden, sollten Sie ganz individuell im Sinn des Verstorbenen entscheiden.
Mögliche Orte für eine Trauerrede:
- Am offenen Grab
- Vor der Beerdigung in der Kirche oder in der Trauerhalle bzw. Aussegnungshalle
- Im Abschiedsraum des Krematoriums
- Auf einem Schiff bei der Seebestattung
- Am Veranstaltungsort der Trauerfeier
Verfassen einer Trauerrede: Das ist zu beachten
Bevor Sie die Rede verfassen, steht als Erstes das Gespräch mit den Hinterbliebenen an. Dabei werden die Themen der Rede gemeinsam erarbeitet. Für dieses Gespräch sollten Sie als Redner sich unbedingt ausreichend Zeit nehmen. Danach geht es an den individuellen Aufbau der Trauerrede.
Vor der Trauerrede: Das Gespräch mit den Hinterbliebenen
Empathie ist das Stichwort: Nehmen Sie sich Zeit und versetzen Sie sich in die Gefühle, die Trauer und den Schmerz hinein. Gehen Sie an die Themen der Rede einfühlsam heran. Das empfiehlt der Kölner Trauerredner Holger Villmow.
Doch wie geht man als Redner mit den traurigen Geschichten um? „Es geht darum, mitzufühlen, aber nicht mitzuleiden“, sagt Holger Villmow. Er erlebt das gemeinsame Vorgespräch als „wichtigen Teil der Trauerarbeit“. Es gilt, ganz individuell herauszufinden, welche Eigenschaften des Verstorbenen und welche Anekdoten angesprochen werden.
Ebenfalls wichtig bei einer Trauerrede ist Ehrlichkeit: Es geht nicht darum, den Verstorbenen nur in einem guten Licht dazustellen. Erwähnt werden dürfen auch die persönlichen Eigenheiten, mit denen er womöglich zu Lebzeiten immer wieder bei anderen Menschen angeeckt ist. Denn die Zuhörer standen dem Toten meist sehr nahe. Sie würden es bemerken, wenn die Rede nicht authentisch und persönlich wäre. Daher ist es äußerst wichtig vorab, alles offen und ausführlich zu besprechen.
Begrüßung und Vorstellung
Wenn die Inhalte der Trauerrede klar sind, geht es an den Ablauf. Ganz zu Anfang sollten die Begrüßung der Gäste und eine kurze Vorstellung des Redners stehen. Vor allem, wenn es sich um einen professionellen und extra für den Anlass gebuchten Redner handelt, ist er den Trauernden nicht bekannt. Sie möchten natürlich erfahren, wer in diesem intimen Rahmen zu ihnen spricht.
Sind die Trauergäste erst kurz vorher eingetroffen und haben vielleicht eine lange Anreise hinter sich, kann die Rede auch mit einer Schweigeminute beginnen. Dadurch haben alle die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und sich zu sammeln.
Charakter und Leben des Verstorbenen
Es geht um einen ehrlichen Rückblick auf das Leben, das Wirken und den Charakter des Toten. Diese Fragen gilt es zu beantworten:
- Was hat er erreicht?
- Welchen Einfluss hatte er auf seine Mitmenschen?
- Wofür war er bekannt?
- Was haben die Menschen aus seinem engsten Umfeld beim Vorgespräch über ihn erzählt?
Gern dürfen Sie in der Kindheit des Verstorbenen anfangen und einen Bogen bis zu seinem Tod spannen.
Auch relevant ist das Vermächtnis: Vielleicht gibt es ein besonderes Lebenswerk, ein soziales Engagement oder etwas anderes, das dem Toten wichtig war. Das kann hervorgehoben werden. Möglicherweise wird es ja sogar von den Hinterbliebenen weitergeführt.
Humor in einer Trauerrede
Lustige Anekdoten, Erinnerungen an gemeinsames Lachen und vielleicht skurrile Momente: Auf einer Trauerfeier darf auch gemeinsam gelacht werden. Für die Trauernden kann es ein großer Trost sein und ein Anlass, sich nach der Rede auch weiterhin noch über die heiteren Momente auszutauschen. Trauerredner Holger Villmow spricht in diesem Zusammenhang von „einem lachenden und einem weinenden Auge“.
Selbstverständlich muss auch Lustiges immer zum Verstorbenen passen. Gerade wenn es um Humor geht, ist Ihr Fingerspitzengefühl als Redner gefragt.
Ende und Verabschiedung in der Trauerrede
Es bietet sich an, am Ende z. B. einige Zitate vorzulesen, die Sie bei den Vorgesprächen über den Verstorbenen gesammelt haben. Ist es eine religiöse Feier, können Bibelzitate oder andere religiöse Sprüche Trost und Hoffnung spenden.
Ganz am Ende stehen die Verabschiedung und gegebenenfalls die Einladung zum Leichenschmaus.
Die Länge einer Trauerrede
Die Rede selbst sollte zwischen 5 und 15 Minuten lang sein. Fällt sie zu lang aus, lässt die Konzentration der Gäste nach, die sich in einer emotionalen Ausnahmesituation befinden.
Wird zusätzlich noch Musik gespielt oder kommt noch jemand aus der Trauergemeinde zu Wort, dauert die Zeremonie ungefähr eine halbe Stunde.
Kosten für einen Trauerredner
Einen festen Kostenpunkt gibt es nicht. Es kommt immer darauf an, wer die Rede hält. Ist es jemand aus dem Familien- oder Freundeskreis, wird das individuell abgesprochen. Professionelle Trauerredner berechnen meist zwischen 300 und 700 €.
Geistliche stellen normalerweise keine Rechnung für die Rede. Üblich ist in dem Fall aber eine Spende für die Gemeinde.
Der Sinn einer Trauerrede
Die Trauerrede soll eine bleibende Erinnerung an den Verstorbenen schaffen. Sie soll an gemeinsame Erlebnisse sowie an besonders emotionale oder lustige Momente erinnern. Die Rede stellt den Verstorbenen in den Mittelpunkt und die Hinterbliebenen trösten. Nicht zuletzt lebt der Verstorbene durch die Trauerrede in der Erinnerung der Trauernden weiter.
Inhaltlich soll der Charakter des Toten im Vordergrund stehen. Den Text können Sie ganz in dessen Sinne formulieren. War er ein besonders humorvoller Mensch, darf auch die Rede ruhig humorvoll sein.
Anekdoten können z. B. den Anstoß geben, dass sich die Anwesenden danach gegenseitig ihre Erinnerungen an den Verstorbenen erzählen. So schafft die Rede eine Verbindung zwischen den Trauergästen und kann Trost spenden. Idealerweise findet der Leichenschmaus dadurch ein schönes und tröstliches Ende.
Zudem hilft die Trauerrede dabei, den Verlust des geliebten Menschen zu realisieren. Nach einem angemessenen und würdevollen Abschied kann die Trauerarbeit beginnen. Für Gläubige kann eine Rede mit der Einbindung des Glaubens an das Leben nach dem Tod Trost spenden und Hoffnung geben.
Bestenfalls leistet eine Trauerrede Folgendes:
- Sie stellt den Verstorbenen in den Mittelpunkt.
- Sie schafft eine bleibende Erinnerung an den Verstorbenen.
- Sie spendet den Hinterbliebenen Trost und stärkt die Verbundenheit.
- Sie ermöglicht eine würdevolle Verabschiedung.
- Sie sorgt auch für heitere Momente auf der Trauerfeier.
Eine Trauerrede für sich selbst
Selbstverständlich können Sie auch für sich selbst eine Trauerrede verfassen und diese für Ihre Angehörigen hinterlegen. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, nach Ihren eigenen Vorstellungen an sich zu erinnern.
Die Geschichte der Trauerrede
Die Trauerrede hat eine lange Tradition. So ist z. B. bereits eine Rede des griechischen Philosophen Sokrates für seine Bekannte Aspasia überliefert. Auch Julius Caesar schrieb Reden zum Tod seiner Ehefrau Cornelia sowie seiner Tante.
In der Spätantike war es dann hochgestellten Persönlichkeiten und ihren Verwandten vorbehalten, eine kirchliche „Leichenrede“ zu erhalten. Deren Vorläufer war die Laudatio, also Lobrede, in der die Tugenden des Verstorbenen betont wurden.
Heute geht es in der Trauerrede nicht mehr vorrangig darum, den Verstorbenen zu lobpreisen. Sie dient vielmehr der Trauerbewältigung und einem würdevollen Abschied.
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