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Bootstrapping für Start-ups

Ohne fremdes Kapital gründen

Mit Bootstrapping finanzieren Sie Ihr Start-up ohne Hilfe externer Investoren.

Eine Frau hält ihre Hände über mehrere Stapel von Münzen.

Vor der Gründung eines Start-ups stellt sich als Erstes die Frage nach der Finanzierung. Ganz gleich, ob Sie Rohstoffe, Handelswaren, teure Maschinen, Personal oder eine Ladenfläche für Ihre Geschäftsidee benötigen – Sie brauchen eine gewisse Summe an Startkapital. Dies kann entweder durch Kredite, durch Investoren oder aber auch aus eigenen Mitteln aufgebracht werden. Bei den meisten Start-ups kommt sowohl Eigen- als auch Fremdkapital zum Einsatz.

Wenn Sie Ihr Start-up komplett ohne Fremdkapital gründen, nennt sich das Bootstrapping. Hier erfahren Sie, was sich genau hinter dem Begriff Bootstrapping verbirgt und welche Vor- und Nachteile diese Art der Finanzierung mit sich bringt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bootstrapping ist eine Finanzierungsform für Unternehmensgründung, bei der nur aus eigenen Mitteln, also ohne Fremdkapital, finanziert wird.
  • Damit Bootstrapping gelingt, müssen die Prozesse schlank und die Ausgaben so gering wie möglich gehalten werden.
  • Die Finanzierung ohne Fremdkapital ermöglicht Gründern mehr Kontrolle und Flexibilität, erhöht aber auch die finanzielle Belastung.

Was ist Bootstrapping?

Bootstrapping ist eine Art der Finanzierung für Unternehmensgründungen, bei der komplett auf Fremdkapital verzichtet wird. D. h., beim Bootstrapping werden Start-ups ausschließlich mit Eigenkapital des Gründers sowie den Betriebseinnahmen aufgebaut. Dadurch sollen hohe Ausgaben vermieden und gleichzeitig die Einnahmen maximiert werden.

Der Begriff wird vom englischen Wort „boot strap“ abgeleitet, das so viel wie „Stiefelriemen“ oder auch „selbsterzeugender Kreislauf“ bedeutet. Angelehnt ist der Begriff an die Geschichte des Barons Münchhausen, der sich selbst an seinen Haaren aus einem Sumpf gezogen haben soll. So wie der Baron sich selbst rettete, beschreibt auch Bootstrapping bei Start-ups einen Prozess, bei dem Gründer selbst und ohne fremde Hilfe ein Unternehmen finanzieren und aufbauen.

Wie funktioniert Bootstrapping?

Bei der Unternehmensgründung aus eigenen Mitteln sind gewisse Grundsätze zu beachten. V. a. zu Beginn stehen Gründern meist nur ein sehr begrenztes Budget und knappe Ressourcen zur Verfügung. Daher ist es wichtig, die Ausgaben zu minimieren und einen engen Zeitplan bei der Umsetzung der Geschäftsidee einzuhalten. Das hilft dabei, so schnell wie möglich ins operative Geschäft einzusteigen.

Für Sie als Gründer ist es beim Bootstrapping das erste Ziel, so früh wie möglich den Break-Even-Point zu erreichen: Dies ist der Zeitpunkt, zu dem Ihre Einnahmen genauso hoch sind wie Ihre Kosten. Ist dieser Punkt erst einmal erreicht, haben Sie schon einiges geschafft. Dann geht es daran, einen positiven Cashflow zu generieren, also höhere Einnahmen als Ausgaben zu erzielen.

Schlanke Betriebsabläufe, ein schneller Lagerumschlag und gute Liquidität stehen im Fokus von Bootstrap-Unternehmen. So können z. B. zu Beginn Vorbestellungen für Produkte entgegengenommen werden. Die daraus generierten finanziellen Mittel werden direkt verwendet, um das Produkt selbst herzustellen und zu liefern. Auf diese Weise kann der Start ohne Fremdkapital gelingen.

So finanzieren Sie Ihr Start-up mit Bootstrapping

Zwar wird die Existenzgründung beim Bootstrapping vollständig ohne fremde Investitionen finanziert – das heißt aber nicht, dass Sie als Gründer das gesamte Startkapital allein aufbringen müssen. Die wichtigsten Mittel zur Finanzierung sind:

  • Eigenkapital des Gründers
  • Geld von Familie und Freunden
  • öffentliche Fördermittel
  • Bankkredite
  • Lieferantendarlehen
  • Leasing

Damit die Gründung Ihres Start-ups mit begrenzten finanziellen Mitteln erfolgreich werden kann, müssen Sie alle Prozesse und Ausgaben stetig optimieren. Das Unternehmen muss vor der Gründung genau geplant und organisiert werden. Dafür erstellen Sie u. a. einen Businessplan – dieser ist auch eine Voraussetzung für einen Bankkredit oder öffentliche Fördermittel. Um potenzielle Schwachpunkte und Stolpersteine in Ihrer Geschäftsidee frühzeitig zu erkennen, ist ein Gründercoaching sinnvoll. Die Kosten hierfür können Sie z. B. durch staatlich finanzierte Fördermittel ausgleichen.

Schritt für Schritt: Start-up ohne fremdes Kapital gründen

Wenn Sie Ihr Unternehmen ohne Investoren gründen, haben Sie mehr Kontrolle, tragen aber auch die gesamte Verantwortung allein. D. h., Sie müssen viel Zeit in Planung, Strategie und Optimierung investieren. Folgende Schritte sind entscheidend für Gründer, die ausschließlich mit eigenem Kapital starten möchten.

Schritt 1: Die Geschäftsidee prüfen

Vor der Existenzgründung beleuchten Sie die Geschäftsidee gründlich und prüfen diese auf Schwachstellen. Gründen Sie ohne Fremdkapital und verfügen über ein begrenztes Budget, stecken Sie besonders viel Zeit und Energie in die Vorbereitungsphase. Denn in der Startphase des Unternehmens bleibt Ihnen dafür kaum noch Zeit.

Prüfen Sie vorher grundlegende Fragen:

  • Gibt es einen Markt für meine Geschäftsidee?
  • Welche potenziellen Kunden gibt es?
  • Zu welchem Preis kann ich mein Produkt verkaufen?
  • Kann ich genug Gewinn mit meiner Produktidee erwirtschaften?
  • Wie viel Startkapital benötige ich?

Wenn Ihre Geschäftsidee Potenzial hat und Sie die oben genannten Fragen beantworten können, berechnen Sie möglichst genau, wie viel Kapital Sie voraussichtlich benötigen, bis Sie den Break-Even-Point erreichen und ab wann Überschüsse möglich sind.
Je höher das nötige Startkapital ist und je länger es dauert, bis Sie mit Ihrer Idee Gewinn erwirtschaften, desto riskanter ist es, Ihr Start-up mit Bootstrapping selbst zu finanzieren. Nur wenn Sie die notwendigen Mittel sicher aufbringen, ist Bootstrapping eine geeignete Strategie für die Unternehmensgründung.

Schritt 2: Erstellen Sie einen Businessplan

Haben Sie Ihre Geschäftsidee aus allen Blickwinkeln geprüft, erstellen Sie als nächstes einen Businessplan. Darin sollten das benötigte Budget sowie die zu erwartenden Ausgaben und Einkünfte für die ersten Jahre enthalten sein.

Das vorhandene Kapital wird für verschiedene Anschaffungen, Prozesse und Phasen des Unternehmenswachstums eingeplant. Wichtig ist, dass Sie keine Posten vergessen, denn mit unerwarteten Ausgaben riskieren Sie, dass Sie plötzlich zahlungsunfähig sind und das Finanzierungssystem Ihres Unternehmens in sich zusammenfällt. Prüfen Sie den Businessplan daher gründlich.

Schritt 3: Planen Sie Ihre Finanzmittel

Das größte Risiko beim Bootstrapping ist, dass Ihnen im Verlauf der Existenzgründung das Geld ausgeht. In diesem Fall haben Sie keine Investoren, die Sie nach einem Zuschuss fragen können. Daher berechnen Sie genau, wie viel Geld Sie für jede Phase der Unternehmensgründung benötigen und ob Sie diesen Kapitalbedarf aus eigenen Mitteln decken können. So werden Sie die anfallenden Kosten in der Startphase wahrscheinlich zu 100 % aus eigenen Mitteln, kleinen Bankkrediten oder Fördermitteln bezahlen können. In der nächsten Phase sollten die Kosten bereits zum Teil durch die Einnahmen Ihres Unternehmens gedeckt sein.

Berücksichtigen Sie bei der Planung unbedingt einen finanziellen Spielraum: Es kann immer zu unvorhergesehenen Ausgaben kommen, weil z. B. eine Maschine kaputtgeht, ein Lieferant die Preise erhöht oder ein Ereignis eintritt, mit dem Sie nicht gerechnet haben.

Schritt 4: Gründen Sie Ihr Unternehmen

Nachdem Sie Ihr Unternehmen und die Finanzierung genau durchdacht und geplant haben, gründen Sie Ihr Unternehmen. Je nach Unternehmensform fallen dafür unterschiedliche Kosten an. Bei einer GmbH müssen Sie z. B. 25.000 € als Stammkapital auf ein Geschäftskonto einzahlen, um Ihr Start-up in das Handelsregister eintragen zu lassen. Je nach Branche brauchen Sie außerdem bestimmte Versicherungen, um Ihre Tätigkeit ausführen zu dürfen. Einen detaillierten Ablauf zur Unternehmensgründung finden Sie im Ratgeber „Selbstständig machen“.

Welche Vorteile hat Bootstrapping?

Volle Kontrolle für Gründer: Bootstrapping bietet viele Vorteile für Start-ups. So ermöglicht es den Eigentümern, die vollständige Kontrolle über ihr Unternehmen zu behalten. Sie können Entscheidungen ohne Absprache mit Geldgebern treffen und haben die volle Flexibilität, ihre Ideen in die Realität umzusetzen.

Konzentration auf das Wesentliche: Bootstrapper lernen von Anfang an, mit begrenzten Mitteln zu haushalten und effektiv zu wirtschaften. Unnötige, langwierige Prozesse haben gar nicht erst die Chance, sich zu etablieren. Dadurch sind Start-ups, die ohne Fremdkapital gegründet werden, häufig rentabler.

Wachsen aus eigener Kraft: Wenn ein Start-up schnell wächst und es dann doch irgendwann notwendig wird, Fremdkapital zu investieren, sind Investoren oft davon beeindruckt, dass es der Gründer bisher aus eigener finanzieller Kraft geschafft hat. Das spricht für ein gesundes Unternehmen mit viel Potenzial.

Welche Nachteile hat Bootstrapping?

Finanzielles Risiko: Da die Finanzierung bei Bootstrap-Unternehmen häufig nicht vollständig gesichert ist und die Rücklagen gering sind, besteht ein höheres Risiko, dass das Start-up scheitert. Wenn plötzlich höhere Ausgaben notwendig sind, als in der Planung berücksichtigt wurden, stoßen Gründer beim Bootstrapping schnell an ihre finanziellen Grenzen.

Geringere Handlungsfähigkeit:
Mit eingeschränkten finanziellen Mitteln können wichtige Investitionen vielleicht nicht mehr getätigt werden. Das kann wiederum dazu führen, dass das Unternehmen nicht schnell genug wächst oder Probleme hat, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Auch Abstriche bei der Qualität können erforderlich werden, was sich auf den Preis des Produkts und den Ruf des Unternehmens auswirken kann.

Eine gute Finanzplanung mit ausreichendem Spielraum ist daher beim Bootstrapping für Start-ups besonders wichtig.

Fazit: Bootstrapping muss sorgfältig abgewogen und geplant werden

Bootstrapping ist auf jeden Fall eine interessante und spannende Finanzierungsform für Start-ups. Durch die eigenständige Finanzierung ohne Investoren bleiben Sie als Gründer unabhängig und behalten die Kontrolle und Flexibilität. Da die Prozesse von Anfang an schlank gehalten und Ausgaben optimiert werden, entwickeln sich diese Start-ups oft zu gesunden Unternehmen.  
Allerdings kann es auch anders laufen – sei es durch unvorhergesehene Ereignisse oder mangelhafte Planung: Kommt es nicht rechtzeitig zum positiven Cashflow, besteht ein höheres Risiko, dass das Finanzierungssystem zusammenbricht. Ist das Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig und sämtliche Möglichkeiten der Finanzierung sind ausgeschöpft, muss das Unternehmen aufgegeben werden.

Es lohnt sich also, vor der Gründung eines Start-ups gründlich zu prüfen, ob Bootstrapping eine sinnvolle Methode der Finanzierung ist.

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