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Unterversicherungsverzicht

Volle Leistung trotz Unterversicherung

Mit einem Unterversicherungsverzicht wird im Schadensfall nicht nachgerechnet: Die Versicherung leistet auch bei zu niedrig gewählter Deckungssumme.

Besitzer eines Eigenheims stehen im Sonnenschein vor dem Haus.

Der Unterversicherungsverzicht ist ein Service der Versicherung: Damit verzichtet sie auf ihr Recht, im Schadensfall die Versicherungshöhe zu prüfen. Für Geschädigte bedeutet das mehr Sicherheit und – im Falle einer Unterversicherung – eine höhere Erstattungssumme. Hier erfahren Sie, wann ein Unterversicherungsverzicht sinnvoll ist und welche Folgen eine Unterversicherung haben kann.

Diese Themen finden Sie hier

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem Unterversicherungsverzicht können Sie sich gegen Unterversicherung schützen: Die Versicherung leistet in voller Höhe, auch wenn Ihre Deckungssumme zu niedrig ist.
  • Der Unterversicherungsverzicht ist heutzutage Standard in den Verträgen von Hausrat- und Gebäudeversicherung.
  • Dennoch ist eine solche Vereinbarung an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, unter anderem an eine korrekte Angabe der Wohnfläche.

Was bedeutet ein Unterversicherungsverzicht?

Mit einem vereinbarten Unterversicherungsverzicht rechnen Versicherungen im Schadensfall nicht nach, ob eine Unterversicherung (= zu niedrig gewählte Versicherungssumme) besteht. Das ist vor allem in der Wohngebäude- und Hausratversicherung vorteilhaft, denn:

  • Bei den Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen entspricht die Versicherungssumme im Idealfall dem Wert des gesamten Hausrats bzw. Gebäudes.
  • Häufig ist dies aber nicht der Fall, weil Wertgegenstände, Neuanschaffungen oder nachträgliche Baumaßnahmen den Wert steigen lassen.
  • Daher sind viele Gebäude unterversichert. Kommt es nun zu einem Schaden, leisten Versicherungen ohne Unterversicherungsverzicht nur anteilig.
  • Versicherte haben dadurch im Schadensfall finanzielle Einbußen: Bei jedem Schaden müssen sie einen Teil der Kosten selbst bezahlen.

Mit einem Unterversicherungsverzicht leisten Versicherungen in Höhe des tatsächlichen Werts bis zur vereinbarten Versicherungssumme.

Was ist ein Unterversicherungsverzicht?

Ein Unterversicherungsverzicht ist eine Vereinbarung zwischen Versicherungsnehmer und -anbieter in Sachversicherungen. Genauer gesagt:

  • Den Unterversicherungsverzicht gibt vor allem in der Hausratversicherung und der Wohngebäudeversicherung, darüber hinaus in einigen gewerblichen Versicherungen (z. B. Inhaltsversicherung).
  • Eine solche Vertragsklausel ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden, z. B. eine Mindestversicherungssumme pro Quadratmeter und eine korrekte Angabe der Wohnfläche.
  • Sind diese Bedingungen erfüllt, ist der Verzicht auf die Unterversicherungsregel in der Regel standardmäßig in allen Tarifen der Hausratversicherung bzw. Wohngebäudeversicherung enthalten.

Auch mit Unterversicherungsverzicht gilt weiterhin die Versicherungssumme als Obergrenze. Die Versicherungen leisten maximal bis zu dieser Grenze, selbst wenn die tatsächlichen Kosten höher sind.

Hinweis

In der ERGO Hausratversicherung ist der Unterversicherungsverzicht in allen Tarifen ab einer Versicherungssumme von 650 €/m2 automatisch enthalten.

Was ist eine Unterversicherung?

Eine Unterversicherung entsteht, sobald der Versicherungswert (Wert Ihrer versicherten Gegenstände) die Versicherungssumme übersteigt. Ohne einen vereinbarten Verzicht auf Unterversicherung seitens des Versicherungsunternehmens bedeutet eine Unterversicherung immer eine Leistungskürzung im Schadensfall.

Das kann vor allem in der Hausratversicherung schnell passieren, denn hier wird die Versicherungssumme oft nur pauschal berechnet. Beispiel:

  • Sie schließen für Ihre Wohnung eine Hausratversicherung ab. Die Wohnfläche beträgt 100 m2.
  • Für die Berechnung der Versicherungssumme legt die Versicherung pauschal einen Wert von 650 € pro m2 zugrunde. Das würde bei Ihrer Wohnung eine Versicherungssumme von 65.000 € ergeben.
  • Allerdings besitzen Sie eine recht hochwertige Ausstattung und mehrere Designer-Stücke. Der tatsächliche Wert Ihres Hausrats liegt daher bei 80.000 €.

In diesem Beispiel wären Sie daher zu 18,75 % unterversichert. Kommt es nun zu einem Versicherungsfall, erstattet die Versicherung ohne Unterversicherungsverzicht grundsätzlich nur 81,25 % der Kosten.

Hinweis

Auch in einer Gebäudeversicherung kann eine Unterversicherung vorkommen, z. B. wenn Sie die Versicherungssumme nach wertsteigernden Baumaßnahmen nicht anpassen.

Wie kann ich eine Unterversicherung vermeiden?

Eine Unterversicherung können Sie auf verschiedene Weisen umgehen. Bei der Hausratversicherung stehen Ihnen folgende Möglichkeiten offen:

  1. Ermitteln Sie den Versicherungswert Ihrer Einrichtung nicht mit dem pauschalen Quadratmetermodell, sondern durch eine genaue Auflistung aller Gegenstände.
  2. Passen Sie die Versicherungssumme regelmäßig an, z. B. nach größeren Neuanschaffungen, einer Erbschaft oder einem Umzug.
  3. Vereinbaren Sie zusätzlich einen Unterversicherungsverzicht. Dieser schützt Sie bei allen Schäden, deren Kosten unterhalb der Versicherungssumme liegen, vor einer Unterversicherung.

Bei der Gebäudeversicherung ist es oft etwas komplizierter: Damit der Unterversicherungsverzicht greift, müssen Sie Wohnfläche und andere Punkte zur Wertermittlung korrekt angeben. Achten Sie bei Vertragsabschluss genau auf die Versicherungsbedingungen. Prüfen Sie unbedingt die Versicherungssumme, wenn Sie beim Hauskauf die Versicherung vom Vorbesitzer übernehmen.

Tipp

Für besonders hochwertige Einzelstücke können Sie zudem eine separate Gegenstandsversicherung abschließen. Auch Elektrogeräte wie Handy und Laptop können Sie damit versichern.

Bedeutung Unterversicherungsverzicht: Beispiel für die Hausratversicherung

Ein Verzicht auf Unterversicherung lohnt sich vor allem bei Versicherungen für Hausrat und Gebäude. Beispiel:

  • Sie haben für Ihre 70-m2-Eigentumswohnung eine Hausratversicherung abgeschlossen. Bei Vertragsabschluss wurde die Versicherungssumme pauschal mit 45.500 € veranschlagt.
  • Ein paar Jahre danach erben Sie mehrere wertvolle Designermöbel, zudem schaffen Sie eine neue Einbauküche für 10.000 € an. Insgesamt ist Ihr Hausrat nun 70.000 € wert.
  • Kurz darauf kommt es durch einen Brand oder einen anderen Hausratschaden in Ihrer Wohnung zu Schäden in Höhe von 25.000 €.
  • Ohne Unterversicherungsverzicht verlangt Ihre Versicherung vor der Schadensregulierung, dass der Versicherungswert ermittelt wird. Dabei kommt heraus, dass Sie zu 35 % unterversichert waren. Sie erstattet Ihnen lediglich 16.250 € für die entstanden Schäden.
  • Mit Unterversicherungsverzicht entfällt die Wertermittlung. Ihre Versicherung erstattet Ihnen ohne weitere Verzögerung den Schaden in voller Höhe.

Was passiert bei Unterversicherung in der Wohngebäudeversicherung?

Wenn eine Unterversicherung vorliegt, leistet die Versicherung ohne vereinbarten Verzicht auf eine Unterversicherung in jedem Fall nur anteilig – auch wenn die Schadenshöhe die Versicherungssumme nicht übersteigt. Beispiel für die Wohngebäudeversicherung:

  • Sie haben Ihr Eigenheim mit einer Versicherungssumme von 400.000 € durch eine Wohngebäudeversicherung versichert. Ihr Versicherungsvertrag enthält keinen Unterversicherungsverzicht.
  • Im Laufe der Jahre steigt jedoch der Wert durch verschiedene Maßnahmen (Ausbau des Dachgeschosses, Bau einer zusätzlichen Terrasse usw.) und liegt mittlerweile bei 500.000 €. Rechnerisch sind damit nur 80 % Ihres Gebäudes versichert.
  • Nun kommt es bei einem Sturm zu Schäden an Ihrem Dach. Für Reparaturen etc. entstehen Kosten in Höhe von 30.000 €.
  • Die Wohngebäudeversicherung übernimmt davon 80 %, also 24.000 €. Die restlichen Kosten müssen Sie aus eigener Tasche bezahlen.

Die Unterversicherung bringt bei jedem Schadensfall eine gewisse Selbstbeteiligung mit sich. Ihr Versicherungsschutz ist somit nicht vollständig.

Was passiert bei einer Unterversicherung im Schadensfall?

Im Schadensfall nehmen Sie zunächst Kontakt mit Ihrer Versicherung auf und melden den Schaden. Wenn kein Unterversicherungsverzicht vereinbart wurde, ist die Schadensregulierung etwas aufwändiger. Das kann so ablaufen:

  • Die Versicherung kann nun verlangen, dass der Versicherungswert bestimmt wird, z. B. durch einen Gutachter.
  • Wenn der Versicherungswert die Versicherungssumme übersteigt (= Unterversicherung), berechnet die Versicherung die anteilige Entschädigungshöhe. Formel: Schadenshöhe x Versicherungssumme ÷ Versicherungswert.
  • Die Versicherung erstattet den berechneten Anteil. Alle weiteren Kosten muss der Versicherungsnehmer selbst tragen.

Die Leistungskürzung gilt übrigens nicht nur für den Sachschaden, sondern auch für alle mitversicherten Kosten wie Hotelkosten, Bewachungskosten und Löschkosten im Brandfall.

Eine Frau in lässiger Kleidung sitzt trinkend auf ihrer Küchenablage.

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Unterversicherung und Unterversicherungsverzicht: Wann ist er sinnvoll?

Ein Unterversicherungsverzicht ist für nahezu alle Versicherungsnehmer sinnvoll. Denn zum einen kann er im Schadensfall vor Kosten schützen, zum anderen erspart er Ihnen Arbeit: Mit einer Unterversicherungsfreistellung entfällt bei einem Schaden die Berechnung des Versicherungswerts. Das bedeutet auch für Sie weniger Arbeit.

Vorsicht

Auch mit einem Unterversicherungsverzicht sollten Sie Ihre Versicherungssumme bei Bedarf aktualisieren. Denn bei einem Totalschaden erhalten Sie maximal eine Entschädigung bis zur Versicherungssumme.

Was kostet ein Unterversicherungsverzicht für Hausrat und Gebäude?

Die Kosten für den reinen Unterversicherungsverzicht lassen sich nicht genau beziffern. Manchmal sind Versicherungen ohne eine solche Klausel etwas günstiger – was allerdings häufig an einer generell niedrigeren Versicherungssumme liegt. Bei einer Versicherungssumme ab 650 €/m2 (teilweise bis 750 €/m2) ist der die Unterversicherungsverzichtserklärung in der Regel ohne Aufpreis enthalten.

Wie lege ich einen Unterversicherungsverzicht fest?

Einen Unterversicherungsverzicht vereinbaren Sie bei Vertragsabschluss mit Ihrem Versicherer. In den meisten Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen ist dieser Service automatisch enthalten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu zählen:

  • Exakte Angabe der Wohnfläche: Wenn z. B. durch nachträgliche Anbauten oder Nutzungsänderung weiterer Wohnraum hinzukommt, müssen Sie dies Ihrem Versicherer unbedingt mitteilen. Andernfalls kann der Unterversicherungsverzicht ungültig werden.
  • Wohngebäude: Korrekte Angabe weiterer Details, z. B. Grad der Ausstattung, Geschossanzahl, Größe von Nebengebäuden.
  • Hausrat: Mindestversicherungssumme von 650 €/m2, bei manchen Anbietern 700 oder 750 €/m2; zudem darf keine weitere Hausratversicherung ohne Unterversicherungsverzicht bestehen (z. B. die Versicherung des Partners in einer gemeinsamen Wohnung).

Was bedeutet „ohne Unterversicherungsverzicht“?

Eine Hausrat- oder Gebäudeversicherung ohne Unterversicherungsverzicht bedeutet, dass im Schadensfall eine Prüfung des Versicherungswertes erfolgt. Die Versicherung kontrolliert dabei, ob der Wert der versicherten Gegenstände der Versicherungssumme entspricht. Ist die Versicherungssumme zu niedrig, werden Kosten nur anteilig übernommen.

Was bedeutet „eine Unterversicherung wird im Schadensfall nicht angerechnet“?

Dieser Satz bedeutet, dass Ihre Versicherung im Falle eines Schadens die Kosten in voller Höhe (bis zur Versicherungssumme) erstattet. Damit entspricht diese Formulierung dem Verzicht auf eine Unterversicherung seitens des Versicherers.

Was heißt „Unterversicherungsverzicht vereinbart“?

Diese Formulierung bedeutet, dass Ihr Versicherungsvertrag einen Ausschluss der Unterversicherung enthält. Somit sind alle versicherten Schäden bis zur Höhe der Versicherungssumme abgedeckt, unabhängig vom tatsächlichen Gesamtwert des Hausrats bzw. des Wohngebäudes.

Stand: 23.04.2025

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