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Gaunerzinken

Altbewährte Gaunertradition

Mit Gaunerzinken haben sich Einbrecherbanden über lohnende Objekte und Gefahren verständigt. Geheime Zeichen gibt es nach wie vor.

Ein Einbrecher sieht sich um während er mit der Brechstange ein Fenster aufhebelt.

Gaunerzinken wirken unscheinbar, doch in den winzigen Zeichen können jede Menge Informationen stecken. In Zeiten von Smartphone und Co. sind sie seltener geworden, doch sie tauchen  immer mal wieder  in den Medien auf. Wir haben für Sie die wichtigsten Infos rund um die geheime Sprache der Gauner zusammengefasst.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Einbrecher und Diebesbanden verwenden schon seit Jahrhunderten Zeichen an Häusern oder öffentlichen Stellen zur Kommunikation.
  • Gaunerzinken können heutzutage noch vereinzelt auftreten. In den aktuellen Einbruchstatistiken machen sie allerdings nur noch einen kleinen Teil aus.
  • Moderne Gaunerzinken sind Tricks und Hilfsmittel, mit denen Einbrecher ein unbewohntes Haus ausmachen.
  • Verdächtige Zeichnungen sollten Sie fotografieren, entfernen und der Polizei melden

Was sind Gaunerzinken?

Eine gezackte Linie am Briefkasten, fünf Kreise an der Haustür oder ein Kreuz am Gartenzaun – mittels einfachster Symbole können Einbrecher erstaunlich vielfältige Botschaften austauschen. Diese sogenannten Gaunerzinken dienen der Kommunikation innerhalb von Banden. Interessant ist:

  • Die Symbole wurden früher an Häusern und öffentlichen Orten eingeritzt, bzw. mit Kreide, Rötelstift oder Kohle aufgemalt.
  • Mit den klassischen Gaunerzinken informieren sich Einbrecher untereinander über die Gegebenheiten bei einem Einbruchobjekt.
  • Gaunerzinken zeigen Eingeweihten an, ob sich ein Einbruch lohnt, wann niemand zu Hause ist oder ob bereits eingebrochen wurde.

Auch heute noch arbeiten Gauner oft im Team: Die Kundschafter spähen ein passendes Objekt aus, damit die eigentlichen Einbrecher genau wissen, wo es was zu holen gibt. Ob dafür geheime Zeichen am Haus hinterlassen werden, ist allerdings umstritten. Schließlich stellen die neuen Medien auch für Kriminelle eine schnellere und sichere Methode zur Kommunikation dar.

Woher stammen Gaunerzinken?

Grafische Zeichen werden schon seit Jahrhunderten zur Kommunikation unter Gaunern genutzt. Als solche haben die Gaunerzinken eine lange Vergangenheit:

  • Schon im 13. Jahrhundert nutzten Angehörige des fahrenden Volkes eine geheime Sprache, um sich untereinander zu warnen oder Tipps zu geben.
  • Im 16. Jahrhundert entstanden daraus vermutlich die Mordbrennerzeichen, mithilfe derer Gaunerbanden sich über bevorstehende Überfälle verständigten. Sie gelten als Vorläufer der Gaunerzinken.
  • Mit fast 350 verschiedenen Zeichen wurden damals unterschiedlichste Botschaften ausgetauscht. Darin ging es nicht nur um lohnende Ziele, sondern z. B. auch um Informationen über Verhaftungen und Verrat.
  • Neben Dieben nutzten auch andere Menschen die Zinken. So gaben entsprechende Zeichen auch Bettlern, Hausierern, Verkäufern, Trickbetrügern und Landstreichern Tipps und Informationen.
  • Erst seit dem 18. Jahrhundert wurden Gaunerzinken vornehmlich zur Verständigung unter Einbrechern genutzt.

Welche Zinken gibt es?

Neben Gaunerzinken gab es früher auch Zeichen mit anderen Bedeutungen. Nicht immer wies ein Zinken zwangsläufig auf einen bevorstehenden Einbruch hin. Manch andere dienten dazu, den Zinkenkundigen Hinweise aller Art zu geben:

  • Bettler verständigten sich mittels Bettlerzinken über besonders großzügige Haushalte. Außerdem gaben sie einander Tipps, wie man sich am besten verhalten sollte, z.B. ob sich Aufdringlichkeit lohnt, ob Frömmigkeit ans Ziel führt, oder ob die Bewohner sofort die Polizei rufen.
  • Wegweiser- oder Richtungszinken fanden sich beispielsweise an Weggabelungen und verrieten, wie viele Personen wann dort entlanggekommen waren.
  • Mittels Erkennungszinken ließen sich einzelne Personen oder Familien identifizieren.
  • Einfache Mitteilungszinken fand man meist an öffentlichen Orten. Sie verrieten z.B. Reisenden, wo man übernachten konnte.

Wo sind Gaunerzinken zu finden?

In den vergangenen Jahren wurden in mehreren Städten verdächtige Zeichen gemeldet, darunter in München, Essen und Salzburg. Generell sollen sie eher in Großstädten zu finden sein. Ob die gemeldeten Zeichen mit kriminellen Aktionen in Verbindung stehen, ist allerdings nicht bekannt.

Wo werden die Symbole angebracht?

Gaunerzinken werden an vielen Stellen rund um das Haus oder die Wohnung angebracht. Meist sind die Zeichen an unauffälligen Orten zu finden. Beliebt sind zum Beispiel:

  • Haustür, z.B. Türgriff, Rahmen oder Zarge
  • Klingelschild und Briefkasten
  • Hauswände
  • Fensterläden
  • Garage oder Gartenhaus
  • Gartenzaun oder Gehweg
  • Mülltonnen

Die Bedeutung von Gaunerzinken

Mittels Gaunerzinken können Einbrecher eine überraschend große Bandbreite an Informationen vermitteln. So drücken sie beispielsweise Folgendes damit aus:

  • Die Tageszeit, zu der man am besten kommen sollte.
  • Ob in ein Haus bereits erfolgreich eingebrochen wurde.
  • Infos zu den Bewohnern, z.B. ob sie alleinstehend oder alt sind oder ob ein Mann im Haus wohnt.
  • Ob mit bewaffneter Gegenwehr zu rechnen ist.
  • Ob es einen Hund gibt.

Hinweis

Ob Gaunerzinken tatsächlich auch heute noch von Dieben benutzt werden, ist nicht endgültig geklärt. Kreidezeichnungen am Haus müssen nicht zwangsläufig auf Einbrecher oder Kundschafter hinweisen. So nutzten vor einigen Jahren in Hamburg Paketboten ähnliche Zeichen, um auf Klingelschildern annahmefreudige Bewohner zu kennzeichnen.

Wie sehen Gaunerzinken aus?

Gaunerzinken können Sie auf den ersten Blick leicht mit Kritzeleien von Kindern verwechseln. Meist sind sie einfache Strichzeichnungen oder Ritzungen, die aus bis zu drei Symbolen bestehen. Da Einbrecher sie früher oft mit einem Messer ins Holz geritzt haben, beschränken sie sich meist auf schlichte Formen.

Ein kleiner Überblick über gebräuchliche Gaunerzinken:

Bei den Gaunerzinken steht ein X z. B. für den Hinweis: "Hier gibt es was." Ein Strich markiert: "Hier gibts nichts."

Bei einigen Gaunerzinken kann die Bedeutung auch variieren, während andere Zinken dasselbe ausdrücken. Viele Gaunerzinken sind noch immer nicht entschlüsselt.

Wie groß sind die Gaunerzinken?

Naturgemäß sind Gaunerzinken möglichst klein, damit Sie als Hausbesitzer die Zeichen nicht zufällig finden können. So ist ein Zinken an der Haustür meist nur ein paar Millimeter groß – nur wer danach sucht, soll es entdecken.

Geheime Zeichen: Moderne Gaunerzinken

Mit modernen Gaunerzinken können Einbrecher herausfinden, ob Sie als Hausbewohner zu Hause oder verreist sind. Denn in ein verlassenes Haus bricht es sich leichter ein. Zu den neuen Zinken zählen beispielsweise:

  • Ein Stück Plastik oder Papier, das zwischen Tür und Rahmen geklemmt wird
  • Werbezettel oder Flyer, die ebenfalls in die Tür geklemmt werden
  • Ein durchsichtiger Klebestreifen über dem Türschloss
  • Das Verrücken von Gegenständen, z.B. Mülltonnen oder Blumentöpfen
  • Naturmaterialien wie Steine, Zweige oder Blüten, die vor die Haustür gelegt werden

Wenn die entsprechenden Dinge auch am nächsten Tag unverändert sind, weiß der Kundschafter, dass niemand zu Hause ist.

Gaunerzinken im digitalen Zeitalter

Auch in der digitalen Welt sind Gaunerzinken mittlerweile anzutreffen. Bei dem sogenannten WarChalking werden WLAN-Netze einschließlich Zugangscodes an öffentlichen Stellen aufgemalt. Auf diese Weise haben Gauner Zugang zu fremden, teilweise privaten Netzen. Bekannte Zeichen sind:

  • Ein geschlossener Kreis: geschlossener Zugang
  • Zwei Kreishälften, die einander entgegengesetzt sind: offener Zugang
  • Ein Kreis mit einem W in der Mitte: verschlüsselter Zugang

So können Verbrecher kostenlos surfen, aber auch beispielsweise Viren hochladen oder auf Ihr Bankkonto zugreifen.

Was tun, wenn ich Gaunerzinken entdecke?

Auch wenn gemalte oder geritzte Gaunerzinken heutzutage eher selten sind – hin und wieder können Sie ein solches Zeichen entdecken. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses zu einem Einbruch führt, äußerst gering. Vorsichtshalber sollten Sie aber diese Schritte unternehmen:

  1. Fotografieren Sie das Zeichen zur Dokumentation.
  2. Entfernen Sie es nach Möglichkeit durch Abwischen oder Übermalen.
  3. Melden Sie Ihren Fund bei der Polizei und übergeben Sie die Fotos.
  4. Informieren Sie auch Ihre Nachbarn.

Wenn Sie moderne Gaunerzinken entdecken, etwa eine Plastikklemme in der Haus- oder Garagentür, sollten Sie sich allerdings umgehend an die Polizei wenden.

Tipps der Polizei: So schützen Sie Ihr Zuhause vor Einbrechern

Ein guter Einbruchschutz kann viele Einbruchversuche verhindern. Denn unabhängig von Gaunerzinken kann ein Einbruch nahezu immer und überall vorkommen. Die Polizei hat einige Empfehlungen für Sie.

  • Türen und Fenster: Schließen Sie beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses grundsätzlich alle Fenster und sperren Sie die Haustür ab.
  • Schlüssel: Verstecken Sie Zweitschlüssel nicht draußen und tauschen Sie bei Schlüsselverlust sofort den Schließzylinder aus.
  • Mechanische Sicherung: Sichern Sie Türen und Fensterbestmöglich, etwa durch Sicherheitsbeschläge, Zusatzschlösser und Fensterrahmen mit einer Pilzkopfverriegelung.
  • Grundstück: Sichern Sie ihr Grundstück mit einer dichten Hecke oder einem Zaun und bringen Sie ggf. am Gartentor eine Gegensprechanlage mit Videokamera an.
  • Beleuchtung: Sorgen Sie mit Bewegungsmeldern für ausreichende Beleuchtung auf dem Grundstück.
  • Aufstiegshilfen: Lagern Sie Leitern oder Gartenmöbel unzugänglich oder sichern Sie diese mit Ketten.

Tipp

Es lohnt sich immer, einem Einbrecher den Weg ins Haus so schwer wie möglich zu machen. Denn bei einem Einbruch ist Zeit ein wesentlicher Faktor. Auch professionelle Einbrecher geben in der Regel auf, wenn sie mehr als 3 bis 5 Minuten brauchen, um ins Haus zu gelangen.

Einbruchschutz bei Abwesenheit – was tun im Urlaub?

Im Urlaub ist Ihr Haus oder Ihre Wohnung besonders gefährdet, da Einbrecher dann ohne großes Risiko einsteigen können. Wenn zwei Wochen lang alle Jalousien heruntergelassen sind und der Briefkasten überquillt, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass Sie nicht zu Hause sind. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen verhindern Sie auch im Urlaub einen Einbruch:

  • Sorgen Sie für unregelmäßige Beleuchtung durch smarte Haussteuerung oder Zeitschaltuhren mit Zufallsfunktion.
  • Installieren Sie elektrische Rollladenheber mit einer Zeitschaltuhr.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Briefkasten regelmäßig geleert wird. Bestellen Sie für die Urlaubsdauer auch Abonnements ab und verzichten Sie auf Online-Bestellungen.
  • Bitten Sie Ihre Nachbarn, geleerte Mülltonnen wieder zurückzustellen.

Tipp: Machen Sie Ihre Abwesenheit nicht öffentlich bekannt, etwa über soziale Medien, in der Anrufbeantworter-Ansage oder auf einem Schild für den Paketboten. Auch Urlaubsfotos sollten Sie erst nach Ihrer Rückkehr posten.

Weitere nützliche Hinweise und Tipps rund um Ihr Zuhause finden Sie in den anderen Ratgeberartikeln der Rubrik Zuhause.

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