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Unterbiss – Ursachen, Folgen und Behandlung

Unterbiss rechtzeitig erkennen und behandeln

Der Unterbiss ist eine Fehlstellung des Kiefers. Mit einer frühzeitigen Korrektur verhindern Sie mögliche Folgeschäden. Je früher, desto besser.

Zahnärztin zeigt einem Mädchen die Röntgenaufnahme von ihrem Kiefer

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Unterbiss, auch als Vorbiss oder Progenie bezeichnet, gehört neben dem Überbiss und Kreuzbiss zu den häufigsten Kieferfehlstellungen.
  • Die Schneidezähne des Unterkiefers liegen dabei vor den oberen Schneidezähnen. Der Unterkiefer ist zu lang oder der Oberkiefer zu kurz, sodass die Schneidezähne nicht optimal ineinander greifen.
  • Behandelt wird der Unterbiss mit einer Zahnspange. Je nach Schweregrad dauert das 1 bis 3 Jahre.

Was ist ein Unterbiss?

Beim Blick in den Spiegel ist er selbst für Laien gut erkennbar. Die unteren Schneidezähne stehen so weit vorne, dass sie nicht hinter den oberen Schneidezähnen liegen. Im gesunden Gebiss stehen die oberen Schneidezähne etwa 2 bis 3 mm vor den unteren Schneidezähnen.

Der Unterbiss ist das Gegenteil des Überbisses, bei dem die oberen Schneidezähne zu weit über die unteren Schneidezähne ragen. Statistisch gesehen kommt der Unterbiss seltener vor als der Überbiss.

Was sind die Ursachen für einen Unterbiss?

Die Ursachen des Unterbisses sind unterschiedlich. Häufig spielt die Genetik eine Rolle. Haben die Eltern einen Unterbiss, ist das Risiko erhöht, dass das Kind diesen erbt. Weitere Faktoren sind der zu lange Gebrauch von Schnullern oder Daumenlutschen in der Kindheit, sowie einige anatomische Besonderheiten.

Junge mit fester Zahnspange und Gestell zur Regulierung

Mögliche Ursachen auf einen Blick:

  • Vererbung
  • langes Verwenden eines Schnullers
  • Flaschenfütterung
  • Daumenlutschen
  • falsch erlerntes Schluckmuster
  • überdurchschnittlich große Zunge
  • überwiegende Mundatmung (z. B. bei Verengung der nasalen Atemwege)
  • Gaumen- und Lippenspalten
  • Unfälle

Welche Folgen hat ein Unterbiss?

Ein ausgeprägter Unterbiss ist immer ein Grund für eine Behandlung, da er viele unangenehme Folgen haben kann.

Ein Unterbiss führt häufig zu nächtlichem Zähneknirschen. Die oberen und unteren Schneidezähne greifen nicht optimal ineinander. Das hat zur Folge, dass sich die Zähne schneller abnutzen sowie insgesamt empfindlicher sind. Außerdem können dadurch Nacken- und Kopfschmerzen sowie Verspannungen entstehen.

Probleme beim Kauen und Abbeißen sowie eine undeutliche Aussprache sind weitere mögliche Folgen eines unbehandelten Unterbisses. Bestimmte Laute lassen sich mit einem Unterbiss oft nicht richtig aussprechen, wie z. B. das „F“ oder „S“.

Aufgrund der starken Anspannung durch die Fehlbelastung sind zudem muskuläre Verspannungen sowie Gesichtsschmerzen möglich. Eine durch den Unterbiss vorstehende Unterlippe ist ein weiteres optisches Merkmal.

Diese Folgen sind bei einem unbehandelten Unterbiss möglich:

  • Zähneknirschen
  • Verspannung und Schmerzen der Kiefermuskulatur
  • Abnutzung gesunder Zähne
  • veränderte Gesichtsform
  • Schwierigkeiten beim Essen
  • Probleme bei der Aussprache (z. B. Lispeln)

Am besten erfolgt die Korrektur schon im Kindesalter, wenn die Zahnstellung noch leicht beeinflussbar ist. Bei Erwachsenen ist die Korrektur dank Kieferorthopädie ebenfalls noch möglich, erfordert aber meist etwas mehr Geduld.

Wie korrigiert man einen Unterbiss?

Die meisten Zahnfehlstellungen lassen sich mit den richtigen Mitteln gut beheben. Der Unterbiss ist eine Fehlstellung, die oft schon im Kindesalter korrigiert wird. Der optimale Beginn für eine Behandlung liegt im Grundschulalter zwischen 9 und 10 Jahren, bei sehr starker Ausprägung auch schon früher.

Die Behandlung des Unterbisses erfolgt vom Kieferorthopäden immer unter Berücksichtigung, bzw. Mitbehandlung der Ursachen. Experten wie Logopäden oder HNO-Ärzte unterstützen dabei.

Behandlungsmethoden für Kinder

Je früher, desto erfolgreicher – viele Ärzte empfehlen eine möglichst frühe Behandlung bei Kindern. Zum Einsatz kommen folgende Methoden:

Oberkiefer-Expander •    zur Vergrößerung des Oberkiefers
•    besteht aus Metall, ist an den hinteren Zähnen fixiert
•    drückt die Zähne nach außen, der Gaumen vergrößert sich
•    feste und herausnehmbare Modelle erhältlich
•    unauffällige Methode, beim Sprechen nicht zu sehen
•    zu Anfang gewöhnungsbedürftig
•    eventuell Spannungsgefühl oder Druck spürbar
•    für Kinder unter 12 Jahren geeignet (Kieferknochen noch flexibel)
•    ca. 1 Jahr Behandlungsdauer
•    Retainer für die Stabilisierung im Anschluss
•    Kosten: ca. 500 € – 1.000 €
Headgear •    Außenspange aus Metall
•    sitzt auf der Stirn und dem Kinn, verbunden über Gummibänder mit der Zahnspange
•    zieht den Oberkiefer langsam in die richtige Position
•    Beginn vor dem 10. Lebensjahr
•    abnehmbar
•    optisch sehr auffällig
•    Kosten: ca. 1.500 € - 5.000 €
Kinnkappe •    wird am Kopf getragen
•    übt Zug auf den Unterkiefer aus, um dessen Wachstum zu reduzieren
•    meist in Kombination mit Headgear
•    abnehmbar
•    Kosten: ca. 20 € - 65 €
Zahnspange •    Spange aus Metall
•    für leichte Unterbiss-Fälle oder zur Nachbehandlung
•    optisch weniger ansprechend
•    feste und herausnehmbare Modelle
•    Kosten: lose Modelle ab ca. 600 €, feste Spangen ab 1.500 €
Zahnschiene
(Aligner)
•    unsichtbare Zahnschiene aus Kunststoff
•    angenehm leicht
•    sehr unauffällig
•    leicht zu reinigen
•    für leichte Unterbiss-Fälle oder zur Nachbehandlung
•    herausnehmbar
•    ab ca. 1.500 €
Zahnspangenhalterungen mit Aufbewahrungsboxen

Wie viel kostet die Behandlung eines Unterbisses bei Kindern? Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Bei Kindern zahlen in den meisten Fällen gesetzliche Krankenkassen die Korrektur von Zahnfehlstellungen bei Kindern unter 18 Jahren. Basis dafür ist die Einstufung nach Vorgaben der kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG-Einstufung).

Ab KIG-Stufe 3 übernimmt die Krankenkasse die Kosten, darunter nicht. Die mesiale Bisslage, wie ein Unterbiss in der Fachsprache heißt, fällt meist in die KIG-Einstufung 4. Die unteren Schneidezähne ragen dabei zwischen 1 und 3 mm vor die oberen. Über 3 mm ist der Unterbiss sogar in die höchste Stufe KIG 5 einzuordnen. Treffen die oberen Schneidezähne und unteren Schneidezähne genau aufeinander, handelt es sich um einen Kopfbiss, der nur der KIG-Stufe 2 entspricht, hier zahlt die Krankenkasse die Behandlung nicht.

Wie hoch ist der Eigenanteil bei der Behandlung eines Unterbisses?

Übernehmen gesetzliche Krankenkassen die kieferorthopädische Behandlung des Unterbisses, ist lediglich ein Eigenanteil von den Eltern vorab zu zahlen. 20 % der Gesamtkosten beim ersten Kind und 10 % beim zweiten Kind. Die Erstattung der Eigenleistung erfolgt nach Behandlungsabschluss, wenn alle Rechnungen eingereicht sind.

Der ERGO Kieferorthopädie Sofort Schutz  übernimmt auch die Kosten einer KIG 1 und 2 Behandlung. Hat die kieferorthopädische Behandlung noch nicht begonnen, ist je nach Dauer bis zum Behandlungsbeginn eine komplette Kostenübernahme möglich. Bei bereits begonnener oder geplanter Behandlung sind es immerhin noch bis zu 50 %. Es kann sich also lohnen, wenn Sie rechtzeitig vorsorgen.

Behandlungsmethoden für Erwachsene

Für die Korrektur eines Unterbisses im Erwachsenenalter kommen folgende Behandlungsansätze infrage:

Zahnspange •    fest oder herausnehmbar
•    inklusive Gummis an unteren und oberen Brackets
•    optisch eher auffällig
•    gewöhnungsbedürftig
•    Kosten: ab ca. 1.800 €
Zahnschiene (Aligner) •    transparente Zahnschiene aus Kunststoff
•    angenehm leicht
•    unauffällig
•    für leichte Unterbiss-Fälle oder zur Nachbehandlung
•    herausnehmbar
•    leicht zu reinigen
•    Kosten: ab ca. 1.800 €
Operation •    nur bei schwerwiegenden Kieferfehlstellungen
•    in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden
•    kleine Schrauben und Platten um die Kieferknochen
•    nach Operation dient Zahnspange zum Erhalt des Operationsergebnisses
•    Vollnarkose nötig
•    Kosten ca. zwischen 1.500 € - 10.000 €
•    meist vom 16. - 18. Lebensjahr

 

Wie viel kostet die Behandlung eines Unterbisses bei Erwachsenen? Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Behandlung von Kiefer- und Zahnfehlstellungen bei Erwachsenen nur selten. Etwa bei angeborenen Missbildungen des Gesichts und des Kiefers sowie bei Kieferfehlstellungen, die nach einem Unfall korrigiert werden müssen. Bei massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie der Behinderung der natürlichen Kaufunktion oder Überlastung der Kiefergelenke (KIG 4 oder 5) ist die Übernahme ebenfalls möglich.

Über den Abschluss einer ERGO Zahnzusatzversicherung lassen sich die Kosten bei Erwachsenen nur für unfallbedingte Kieferkorrekturen abdecken, die über die Standardversorgung hinausgehen. Es lohnt sich also, wenn Sie Zahnfehlstellungen schon im Kindesalter korrigieren lassen.

FAQ: Häufige Fragen zum Unterbiss

Sie haben noch weitere Fragen zum Thema Unterbiss? Hier finden Sie einige Antworten.

So früh wie möglich! Bei Kindern unter 12 Jahren ist der Erfolg meist am größten, da der Kiefer in dieser Zeit noch flexibel ist und somit am besten beeinflusst werden kann. Ab 16 Jahren gilt der Kiefer als ausgewachsen und schwieriger behandelbar.

Das hängt vom Schweregrad, zusätzlichen Diagnosen und der Art der Behandlung ab. Die meisten Korrekturen dauern zwischen 1 und 3 Jahren.

Das hängt von der Ursache und dem Alter ab. Ist der Zahnwechsel von den Milchzähnen zu den bleibenden Zähnen noch nicht erfolgt, kann sich ein leichter Unterbiss eventuell noch von selbst korrigieren. Ist ein falsches Schluckmuster der Grund für die Fehlstellung, lässt sich dieses mit einer myofunktionellen Therapie beim Logopäden oft positiv beeinflussen, sodass die Zähne nicht mehr im Unterbiss wachsen. Durch das Weglassen des Schnullers oder das Beenden des Daumenlutschens, sowie die Korrektur von anatomischen Besonderheiten ist ein Verwachsen noch bis zum Abschluss des Zahnwechsels möglich. Bei einer genetischen Ursache verschwindet der Unterbiss in der Regel nicht von allein.

Die Überweisung zum Kieferorthopäden erfolgt nur dann, wenn der Kinderzahnarzt bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen kieferorthopädische Auffälligkeiten feststellt. Bemerken Eltern, dass das Kind nachts vermehrt mit den Zähnen knirscht oder Probleme mit einer deutlichen Aussprache hat, ist ein Termin beim Kieferorthopäden zur Abklärung ebenfalls sinnvoll.

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