
Geschafft! Die Führerscheinprüfung ist bestanden. Nun fehlt nur noch ein Auto. Das Angebot ist riesig, die Qualitätsunterschiede auch. Haben Sie sich endlich für ein Modell entschieden, kontaktieren Sie den Händler oder Verkäufer und vereinbaren Sie einen Termin. Dabei können Sie einen ersten Eindruck gewinnen.
Verlassen Sie sich dabei auf Ihr Bauchgefühl. Das gilt übrigens auch für alle anderen Aspekte des Autokaufs. Und mit unseren Checkpunkten können Sie das Fahrzeug fast wie ein Profi beurteilen. Hier erfahren Sie unter anderem,
- wann Sie einen Gebrauchtwagencheck in Anspruch nehmen sollten.
- dass bei Gebrauchtwagen ältere Vorbesitzer und ein lückenloses Scheckheft von Vorteil sind.
- dass kleine Kratzer und Dellen völlig normal sind.
- dass bei Störgeräuschen während der Fahrt höchste Vorsicht geboten ist.
Gebrauchtwagenkauf: beim Händler oder bei Privatpersonen?
Prinzipiell ist beides in Ordnung. Auf dem Privatmarkt bezahlen Sie wahrscheinlich weniger und haben außerdem mehr Verhandlungsspielraum. Händler sind dagegen verpflichtet, eine sogenannte Gewährleistung auf das Auto zu geben.
Das bedeutet: Ein Händler muss 2 Jahre lang für Mängel haften, die schon vor dem Verkauf am Auto bestanden haben. Die ersten 6 Monate muss er nachweisen, dass Sie die Schäden verursacht haben. Die restlichen anderthalb Jahre sind Sie in der Beweispflicht (sogenannte Beweislastumkehr). Verschleißschäden sind von der Gewährleistung grundsätzlich ausgenommen.
Gebrauchtwagencheck: Anbieter, Preise und Dauer
Sie verstehen nicht viel von Autos? Dann nehmen Sie jemanden mit, der sich auskennt. Denn nichts kann Erfahrung bei der Beurteilung von Autos ersetzen.
Wenn Sie keinen Autoprofi im Bekanntenkreis haben, sollten Sie einen Gebrauchtwagencheck nutzen. TÜV, DEKRA, ADAC oder freie Werkstätten prüfen Autos für 80 bis 100 €. Vereinbaren Sie einen Termin, sagen Sie dem Verkäufer Bescheid und fahren Sie mit Ihrem Wunschauto hin. Die Prüfung dauert ca. 45 Minuten.
Besichtigung eines Gebrauchtwagens: Darauf müssen Sie achten
Papiere, Scheckheft und Unterlagen eines Gebrauchtwagens beurteilen
Bevor Sie den Wagen in Augenschein nehmen, lassen Sie sich die Papiere zeigen. Die Zulassungsbescheinigung Teil II, früher Fahrzeugbrief, enthält Informationen über die Vorbesitzer.
Allgemein gilt: je mehr Vorbesitzer, desto schlechter. Noch schlechter ist es, wenn die Vorbesitzer recht jung waren. Dann sollten Sie das Fahrzeug sehr kritisch begutachten. Denn junge Fahrer sind häufig sportlich unterwegs. Das bedeutet einen erhöhten Verschleiß an Bremsen, Achsaufhängung, Getriebe usw.
Dagegen legen ältere Fahrer meistens einen gemäßigten Fahrstil an den Tag, fahren weniger Kilometer und bringen ihr Auto in einer Garage unter. Das wirkt sich natürlich positiv auf dessen Zustand aus.
Idealerweise sind alle Reparaturen, Hauptuntersuchungen (wenigstens die letzte) und Inspektionen dokumentiert, die das Auto jemals durchlaufen hat. Allerdings trifft das in der Realität fast nie zu.
Schon beim Inserat (z. B. im Internet) ist außerdem oft vermerkt, ob der Wagen scheckheftgepflegt ist. Im Scheckheft steht, bei welchem Kilometerstand der Hersteller welche Servicemaßnahmen empfiehlt. Das sind Dinge wie Ölwechsel, Inspektion (allgemeine Prüfung des Wagens) oder Wechsel des Zahnriemens. „Lückenlos scheckheftgepflegt“ bedeutet, dass alle Herstellervorgaben erfüllt wurden, und zwar beim passenden Kilometerstand. Als Nachweis dienen der Stempel des (Fach)händlers bzw. der Werkstatt und eine Unterschrift.
Wenn das Auto nicht lückenlos scheckheftgepflegt ist, ist das kein Beinbruch. Es kommt darauf an, welche Wartungsmaßnahmen fehlen. Ein verpasster Zahnriemenwechsel oder viele verpasste Ölwechsel sind beispielsweise absolute K.-o.-Kriterien. Denn dadurch drohen immense Folgekosten.
Mithilfe des Scheckhefts können Sie außerdem nachvollziehen, ob der im Auto angezeigte und beworbene Kilometerstand stimmt. Diesen zu manipulieren ist nämlich relativ einfach.
Ersteindruck und allgemeiner Zustand des Autos
Üblicherweise können Sie heute bereits im Internet einen ersten Eindruck des Autos gewinnen. Schon das Äußere offenbart vieles. Natürlich richten vor allem Händler ihre Fahrzeuge so her, dass sie zumindest optisch etwas hermachen. Lassen Sie sich davon nicht blenden.
Ein verwahrlost wirkendes Auto spricht immer gegen den Verkäufer und den Kauf. Schmutz kann z. B. Kratzer und Dellen kaschieren. Hatte der Wagen einen Unfall, ist das nicht weiter tragisch. Der Schaden muss nur nachweislich fachgerecht repariert worden sein. Geben Sie nichts auf schwammige Aussagen.
Optisch getunte Autos deuten auf junge Vorbesitzer hin. Achtung: Viele Umbaumaßnahmen müssen in die Fahrzeugpapiere eingetragen.
Die Fahrgestellnummer finden Sie an mehreren Orten am bzw. im Pkw, oft unter der Motorhaube. Gleichen Sie sie mit der Nummer ab, die in der Zulassungsbescheinigung Teil II steht. Stimmen die beiden nicht überein, ist das Fahrzeug wahrscheinlich gestohlen.

Die Karosserie: Lack, Rost und Spaltmaße
Auch bei der Karosserie gibt es einiges zu beachten. Wirkt der Lack einheitlich? Auffallend neue und glänzende Flächen deuten auf einen überlackierten Schaden hin. Fragen Sie bei Ungereimtheiten ruhig den Händler.
Kratzer sind normale Gebrauchsspuren, besonders bei älteren Fahrzeugen. Kritisch wird es bei tiefen Schrammen. Schauen Sie sich diese genau an. Unter Umständen rostet der Wagen dort.
Apropos Rost: Grundsätzlich ist Rost am Auto nie gut, aber auch hier muss man unterscheiden. Bei einem Gebrauchtwagen, den Sie vielleicht nicht länger als 2 Jahre fahren wollen, sind kleine, oberflächliche Roststellen eher ein optisches Problem. Werden die Stellen richtig behandelt, haben Sie nichts zu befürchten.
Wollen Sie mehr Geld in den Gebrauchten investieren und ihn länger fahren, ist Rost ein No-Go. Hände weg bei aufblätternden, tief reichenden Rostflecken. Vor allem, wenn sie sich an sogenannten tragenden Teilen befinden, z. B. an Schwellern. Damit besteht das Auto die Hauptuntersuchung nicht. Und eine Reparatur kann sehr teuer werden.
Tückisch ist auch Rost an nicht sofort sichtbaren Orten, z. B. in der Reserveradmulde (unter der Abdeckung im Kofferraum), an den Türinnenseiten oder an der Unterseite des Autos. Achten Sie auch auf offensichtlich übersprühte Stellen. Denn hier könnte jemand versucht haben, etwas zu kaschieren.
Das Blechkleid sollte natürlich ebenmäßig sein. Kleine Dellen, z. B. am Stoßfänger vom Parken, sind bei alten Fahrzeugen normal. Prüfen Sie, ob sie rostfrei sind. Bei größeren Dellen besteht immer die Gefahr, dass sich durch den Rempler Teile des Rahmens verzogen haben. Normalerweise werden solche Autos als Unfallfahrzeuge beschrieben. Auf keinen Fall kaufen!
Ein anderes Indiz für vorangegangene Unfälle sind ungleichmäßige Spaltmaße. Damit sind die Zwischenräume zwischen den einzelnen Karosserieteilen gemeint. Wenn diese plötzlich weiter oder enger werden, sind Rahmen- oder Blechteile verzogen. Das kann problematisch sein. Generell ist Vorsicht geboten, wenn der Wagen trotzdem als unfallfrei inseriert wurde.
Das Interieur: Polster und Armaturen
Beim Blick ins Wageninnere sollten Sie darauf achten:
- Wirken die Polster gepflegt? Sind irgendwo Risse oder Schmutzflecken zu sehen?
- Riecht es im Auto muffig?
- Gibt es nasse Flecken oder feuchte Stellen? Bei Autos mit Schiebedächern besonders wichtig.
Schauen Sie auch in den Kofferraum, der genauso trocken sein muss wie der Fahrgastraum.
Die allgemeine Abnutzung im Innenraum ist ein gutes Indiz für den tatsächlichen Kilometerstand des Autos. Die Pedale, das Lenkrad, die Bedienhebel und die Sitze wirken ungewöhnlich stark abgerieben? Das kann auf einen manipulierten Kilometerzähler hinweisen.

Motorraum
Unverzichtbar: der Blick in den Motorraum. Erst im kalten Zustand, dann bei laufendem Motor. Dabei zählt der erste Eindruck: Wenn der Motorraum ungewöhnlich sauber wirkt, ist Vorsicht angesagt. Eventuell versucht der Händler damit, Lecks zu kaschieren. Ein bisschen Verschmutzung ist völlig normal. Was nicht sein darf:
- Am Motor herunterlaufendes Öl
- Flüssigkeitslachen und großflächig verschmierte Areale
- Rost
- Beschädigte Leitungen oder Behälter
Prüfen Sie wenn möglich den Stand des Motoröls, der Bremsflüssigkeit und des Servoöls. Das ist nicht so schwer, wie es klingt. Im Notfall hilft Ihnen der Händler dabei. Die Behälter für Bremsflüssigkeit und Servoöl haben in der Regel Markierungen zur richtigen Füllhöhe.
Probefahrt: Darauf müssen Sie achten
Eine Probefahrt ist Pflicht beim Gebrauchtwagenkauf. Hat der Händler oder der private Verkäufer etwas dagegen, lassen Sie die Finger von dem Auto. Natürlich sollten Sie vorher anfragen, damit er den Wagen unter Umständen betriebsbereit machen kann. Es gibt aber keinen vernünftigen Grund, eine Probefahrt abzulehnen.
Am besten, Sie lassen jemanden mit Erfahrung ans Steuer. Und fahren Sie ein Stück über die Autobahn. Denn manche Fehler zeigen sich erst bei hohen Geschwindigkeiten. Achten Sie auf Folgendes:
- Springt das Auto schnell und einwandfrei an?
- Dreht der Motor sauber hoch und hängt er direkt am Gas?
- Gibt es Störgeräusche in der Lenkung bei vollem Einschlag?
- Vibriert das Lenkrad oder hat es zu viel Spiel?
- Fährt der Wagen geradeaus, wenn Sie das Steuer auf ebener Strecke loslassen?
- Sind bei heruntergelassenem Fenster brummende oder scheppernde Geräusche zu hören?
- Treten klackernde, polternde oder schlagende Nebengeräusche bei der Fahrt auf, besonders bei unebenen Straßen?
- Funktionieren Bremsen und Getriebe einwandfrei und ohne auffällige Nebengeräusche?
Rabatte beim Gebrauchtwagenkauf
Sind Sie zufrieden, steht einem Kauf nichts mehr im Weg. Aber lassen Sie sich dabei nicht unter Druck setzen. Und unterschreiben Sie den Kaufvertrag nicht sofort – versuchen Sie wenigstens, den Preis herunterzuhandeln. Besonders bei privaten Verkäufern. Stoßen Sie auf taube Ohren, kommt Ihnen der Verkäufer vielleicht anderweitig entgegen. Z. B. mit einem Satz Winterreifen, einem Ölwechsel oder einer kostenlosen Hauptuntersuchung.
Übrigens: Wenn ein Händler die Gewährleistung vertraglich ausschließen möchte, ist das nicht rechtens. Bei privaten Verkäufern dagegen schon.
Zulassung von Gebrauchtwagen: Ablauf und Unterlagen
Nach dem Kauf sind Sie rechtlich dazu verpflichtet, Ihr Auto schnellstmöglich anzumelden. Vorher müssen Sie es aber versichern. Am schnellsten und bequemsten geht das online. Für die Anmeldung müssen Sie zur Kfz-Zulassungsbehörde Ihres Hauptwohnsitzes. Nehmen Sie dazu Folgendes mit:
- Ihren gültigen Personalausweis
- Die eVB (elektronische Versicherungsbestätigung), eine Nummer, die Sie bei Ihrer Kfz-Versicherung bekommen
- Die Zulassungsbescheinigung Teil I und II (früher Fahrzeugbrief)
- Die Unterlagen der Haupt- bzw. Abgasuntersuchung
- Das Kennzeichen, wenn Sie das Auto in einem neuen Bezirk zulassen und ein neues Kennzeichen möchten – oder Sie behalten das vorherige.
Neue Kennzeichen bekommen Sie bei zugelassenen Händlern oder im Internet. Ihr Wunschkennzeichen können Sie gegen Aufpreis wählen und vorab übers Internet reservieren. Insgesamt kosten die Kennzeichen dann 40 bis 50 €. Für die Anmeldung sollten Sie 20 bis 40 € Gebühren einplanen.
Übrigens: Wenn Sie keine Zeit haben, können Sie auch jemanden mit der Zulassung beauftragen. Erteilen Sie ihm dazu einfach eine Vollmacht.
Glückwunsch!
Sie haben nun Ihr erstes eigenes Auto gekauft. Fahren Sie vorsichtig, pflegen und warten Sie es, dann werden Sie lange Freude daran haben.