Trockene Augen, auch bekannt als Sicca-Syndrom, sind der häufigste Grund für einen Besuch beim Augenarzt. Auch wenn nicht immer eine ernste Erkrankung dahintersteckt, können die zahlreichen Symptome die Lebensqualität der Betroffenen doch deutlich beeinträchtigen. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Ursachen, Symptome und möglichen Therapien.
Das Wichtigste im Überblick:
- Trockene Augen können viele Ursachen haben, darunter Allgemeinerkrankungen, Medikamente und trockene Raumluft.
- Die Symptome sind vielfältig und individuell: Sie reichen von brennenden Augen über erhöhte Lichtempfindlichkeit bis zu vermehrtem Tränenfluss.
- In vielen Fällen werden trockene Augen symptomatisch mit Augentropfen behandelt.
Was sind trockene Augen?
Meist entstehen trockene Augen langsam und über den Zeitraum von mehreren Jahren. Unbehandelt können sie im schlimmsten Fall Beeinträchtigungen beim Sehen nach sich ziehen oder sogar zur Erblindung führen. Komplikationen entstehen vor allem dadurch, dass der Tränenfilm seine eigentlichen Aufgaben am Auge nicht mehr erfüllen kann.
Welche Funktionen hat der Tränenfilm?
Der Tränenfilm spielt eine wesentliche Rolle für die Gesundheit der Augen. Folgende wichtige Aufgaben hat der Tränenfilm:
- Er sorgt dafür, dass die Augenoberfläche glatt ist und einfallendes Licht gleichmäßig bricht.
- Er versorgt die Augenhornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen.
- Er ermöglicht eine reibungsfreie Bewegung der Augenlider über die Horn- und Bindehaut.
- Er schützt das Auge vor Wind, Kälte und Hitze.
- Er spült Keime und Fremdkörper aus dem Auge.
Der hauchdünne Tränenfilm besteht aus 3 Schichten: Die innere Schleimschicht liegt direkt am Auge an und ermöglicht ein gutes Anhaften der anderen beiden Schichten. Die mittlere wässrige Schicht macht den größten Anteil aus. Die äußere Fettschicht verhindert schnelle Verdunstung.
Beim Blinzeln verteilt das Lid den Tränenfilm auf dem Auge – etwa 10 bis 15 Mal pro Minute. Grund dafür sind schmerzempfindliche Sensoren auf der Augenoberfläche, die reagieren, sobald der Tränenfilm aufreißt.
Was passiert bei trockenen Augen?
Wenn zu wenig Tränenflüssigkeit vorhanden oder deren Zusammensetzung mangelhaft ist, wirkt sich das auf das Auge aus. Folgendes kann passieren:
- Es kommt zu einer erhöhten Konzentration an Salzen und Schleimstoffen, die zu den klassischen Symptomen wie brennende oder verklebte Augen und dem Fremdkörpergefühl führen.
- Mehr Entzündungsbotenstoffe werden produziert, wodurch gerötete oder geschwollene Augen entstehen.
- In manchen Fällen kommt es zu einer erhöhten Produktion der wässrigen Schicht, wenn das Auge die Trockenheit ausgleichen möchte. Diese kann jedoch aufgrund der falschen Zusammensetzung nicht richtig anhaften und fließt aus – das Auge tränt.
- Bleibt die Erkrankung längere Zeit unbehandelt, kann sich zudem die Hornhaut eintrüben. Das geht meist mit einer deutlichen Sehbeeinträchtigung einher.
Wann treten trockene Augen auf?
In Deutschland leiden schätzungsweise 15 % der Menschen unter einem Trockenheitsgefühl am Auge. In den vergangenen Jahren ist eine deutlich steigende Tendenz zu beobachten. Zur Risikogruppe zählen vor allem:
- Ältere, da im fortschreitenden Lebensalter die Produktion von Tränenflüssigkeit nachlässt
- Menschen, die sich oft und lange konzentrieren müssen, da die hohe Konzentration das unwillkürliche Blinzeln unterdrückt
- Frauen im Zuge einer Hormonbehandlung, während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
In den meisten Fällen sind beide Augen zugleich betroffen. In Einzelfällen kann jedoch auch nur ein Auge erkranken, etwa bei einer einseitigen Bindehautentzündung.
Welche Symptome können auftreten?
Als häufigstes Symptom gilt das Trockenheitsgefühl in den Augen. Weitere Symptome sind vielfältig und können einzeln oder zusammen auftreten. Dazu zählen:
- Juckende oder brennende Augen
- Fremdkörpergefühl im Auge
- Müde Augen
- Verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Licht, Wind und Kälte
- Gerötete oder geschwollene Augen
- Verklebte Augen, besonders beim Aufwachen
- Druckgefühl oder Schmerzen
- Vorübergehend verschwommenes Sehen
- Tränende Augen
Oft empfinden Patienten die Trockenheit in der Nacht oder am Morgen als besonders stark. Das liegt daran, dass die Produktion der Tränenflüssigkeit nachts eingeschränkt ist und das Auge daher schlechter befeuchtet wird.
Ursachen
Trockene Augen können generell 2 verschiedene Ursachen haben:
- Es wird nicht genügend Tränenflüssigkeit produziert.
- Die Tränenflüssigkeit verdunstet zu schnell.
Wann werden nicht genug Tränen hergestellt?
Die Tränendrüse kann unter verschiedenen Umständen ihre Produktion einschränken. Das geschieht beispielsweise:
- Aufgrund von Alterungsprozessen und der damit einhergehenden Verminderung des Tränendrüsengewebes
- Bei rheumatischen Erkrankungen
- Bei Erkrankungen, die auch die Tränendrüse betreffen, z. B. Parkinson und Diabetes
- Bei Einnahme bestimmter Medikamente, die sich auf die Tränenproduktion auswirken, z. B. Diuretika und Betablocker
- Bei Einnahme bestimmter Hormonpräparate
Wann verdunstet der Tränenfilm zu schnell?
Trockene Augen können ebenfalls entstehen, wenn der vorhandene Tränenfilm zu schnell verdunstet. Die Ursache dafür liegt entweder in der Schleim- oder der Fettschicht. Bei Störungen der Schleimschicht haftet der Film nicht ausreichend auf der Horn- und Bindehaut und fließt zu schnell ab. Negative Auswirkungen auf die Schleimschicht haben z. B.:
- Augenoperationen
- Verletzungen und Entzündungen wie eine allergiebedingte Bindehautentzündung
- Vitamin-A-Mangel, z. B. bei einer Leberfunktionsstörung
Liegt die Ursache hingegen in der Fettschicht, sind i. d. R. die Meibom-Drüsen beeinträchtigt, die für die Produktion eines öligen Sekrets verantwortlich sind. In der Folge reißt der Fettfilm zu leicht auf und die Tränenflüssigkeit verdunstet zu schnell.
Etwa 70 Meibom-Drüsen befinden sich an den Rändern von Ober- und Unterlid. Sie produzieren winzige Fetttröpfchen, die beim Blinzeln über die Augenoberfläche verteilt werden. Vor allem bei Lidrandentzündungen oder Milbenbefall im Wimpernbereich sind sie in ihrer Funktion gestört.
Weitere Ursachen und verstärkende Faktoren
Als weitere Ursachen gelten zudem:
- Lidfehlstellung
- Verminderte Blinzelrate, etwa durch starres Blicken auf Buch oder Bildschirm beim Lesen
- Häufiger Aufenthalt in geschlossenen Räumen mit trockener Luft durch Heizung oder Klimaanlage
- Rauch, Abgase
- Zugluft
- Tragen von nicht sauerstoffdurchlässigen Kontaktlinsen
- Allergien: Die Tränendrüse erhöht ihre Produktion, wobei die wässrigen Bestandteile des Tränenfilms schneller produziert werden als die fetthaltigen. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Neben einer generellen Augenuntersuchung mittels Spaltlampe hat der Augenarzt verschiedene Möglichkeiten, um trockene Augen und deren Ursache zu diagnostizieren:
- Er kann die Menge der Tränenflüssigkeit mit dem sogenannten Schirmer-Test bestimmen: Dabei wird ein Streifen Filterpapier in den Bindehautsack eingehängt. Darauf liest der Arzt nach einigen Minuten die zurückgelegte Strecke der Tränenflüssigkeit ab.
- Er kann die Zusammensetzung mithilfe der Tränenaufrisszeit überprüfen: Dazu färbt er die Hornhaut ein, sodass erkennbar wird, wann der Film aufbricht. Geschieht das innerhalb von 10 Sekunden, ist das ein Hinweis auf eine fehlerhafte Zusammensetzung.
Zudem sind weitere Untersuchungen möglich, mit denen der Augenarzt andere Augenerkrankungen ausschließen kann.
Wie kann man trockene Augen behandeln?
Nicht immer ist gleich eine radikale Therapie erforderlich. Schon mit kleinen Veränderungen können Betroffene ihre Symptome lindern, z. B.:
- Indem sie Zugluft vermeiden
- Indem sie bewusst darauf achten, regelmäßig zu blinzeln
- Indem sie Tränenersatzmittel verwenden, die die Tränenflüssigkeit ersetzen oder verbessern
- Indem sie Medikamente, die trockene Augen begünstigen, durch Alternativen ersetzen
Darüber hinaus gibt es weitere Therapiemöglichkeiten – allerdings noch keine direkte, ursächliche Behandlung von trockenen Augen. Denn trockene Augen zählen zu den chronischen Erkrankungen und können i. d. R. nicht geheilt werden. Der Besserungseffekt hält daher meist nur so lange an, wie die Behandlung durchgeführt wird.
Behandlung durch Augentropfen und Salben
Mithilfe von Augentropfen können Betroffene ihre Augen befeuchten und den Tränenfilm stabilisieren. Dabei gibt es verschiedene Arten:
- Sogenannte künstliche Tränen: Diese Tropfen sind arzneimittelfrei und ersetzen fehlende Tränenflüssigkeit
- Salben oder Augengele: Diese werden meist über Nacht angewandt, da sie aufgrund ihrer Beschaffenheit vorübergehende Sehbeeinträchtigungen auslösen
- Entzündungshemmende Augentropfen
- Fetthaltige Augentropfen zur Unterstützung der Fettschicht, die auf das geschlossene Auge gesprüht werden
Bei leichten Beschwerden werden generell eher wässrige Mittel verwendet, während dickflüssige Gele und Salben bei starken Beschwerden zum Einsatz kommen. Die Behandlungsdauer ist abhängig von der Art der Augentropfen.
Achtung: Wenn Sie Augentropfen über einen längeren Zeitraum verwenden möchten, achten Sie darauf, dass diese keine Konservierungsstoffe enthalten. Denn die Zusatzstoffe gelten wiederum als Auslöser für trockene Augen.
Diese Hausmittel können helfen
Verschiedene Hausmittel können ebenfalls hilfreich sein und die Beschwerden lindern. So können Sie Ihre Augen unterstützen:
- Indem Sie viel trinken
- Indem vermehrt Lebensmittel zu sich nehmen, die reich an Vitamin A und Omega-3-Fettsäuren sind
- Mit sorgfältiger Pflege der Augenlider
- Mit einer Lidmassage, um die Tränenproduktion anzuregen
- Mit einer Veränderung des Raumklimas, z. B. durch regelmäßiges Lüften oder einen Luftbefeuchter
- Durch auf die Augen aufgelegte Gurkenscheiben oder warme Teebeutel mit schwarzem Tee
- Durch warme Kompressen, mit denen die Sekrete in den Meibom-Drüsen verflüssigt werden, sowie eine anschließende Lidrandmassage mit einem Wattestäbchen, um eventuelle Krusten zu entfernen
Behandlung bei extremen Fällen
Zudem haben Augenärzte weitere Behandlungsoptionen. Dazu zählen:
- Dauerhafte oder zeitlich begrenzte Verödung oder Verschließung der Tränenabflusskanäle: Dadurch fließt durch die der Tränenfilm normalerweise in die Nase ab.
- Therapeutische Kontaktlinsen: Diese speziellen Linsen können zeitlich begrenzt eingesetzt werden und helfen dabei, die Augenoberfläche zu schützen.
Achtung: Für die Gesundheit der Augen und die Sehkraft spielt der Tränenfilm eine wichtige Rolle. Unterschätzen Sie daher trockene Augen nicht: Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann daraus langfristig eine chronische Entzündung der Hornhaut oder Bindehaut entstehen.
Vorbeugung
Schon im Vorfeld können Sie einiges tun, damit Sie von trockenen Augen verschont bleiben:
- Achten Sie darauf, regelmäßig zu blinzeln.
- Verzichten Sie aufs Rauchen und meiden Sie Zigarettenrauch.
- Schützen Sie Ihre Augen vor Zugluft, etwa durch eine spezielle Windschutzbrille.
- Trinken Sie mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag.
- Verwenden Sie gut verträgliche Kosmetikprodukte und tragen Sie Kajal nicht an der Innenseite des Unterlids auf.
- Verbringen Sie viel Zeit im Freien.
- Ersetzen Sie Kontaktlinsen durch eine Brille.
- Lüften Sie regelmäßig und achten Sie in der Heizperiode auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit, z. B. durch Luftbefeuchter oder Wasserschalen bzw. feuchte Tücher auf der Heizung.
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