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Netzhautablösung

Ernste Gefahr fürs Auge

Schon bei den ersten Anzeichen einer Netzhautablösung eilt es. Sonst sind irreparable Schäden möglich. Diese Anzeichen sollten Sie kennen.

Eine Frau macht einen Sehtest beim Augenarzt.

Eine Netzhautablösung ist eine ernste Erkrankung des Auges. Zwar kommt sie nur relativ selten vor. Doch schon bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Ablösung der Netzhaut ist Eile geboten. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Prozesse bei einer Netzhautablösung ablaufen, wie diese aussehen und welche Therapien es gibt.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Eine Netzhautablösung gilt als augenärztlicher Notfall, da sie unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zur Erblindung führen kann.
  • Sie wird durch Alterungsprozesse begünstigt oder kann als Folge von Verletzungen, Entzündungen oder Tumoren am Auge entstehen.
  • Zu den Symptomen zählen Lichtblitze, Rußregen und Gesichtsfeldausfälle in Form von Schatten oder Schleiern, die meist vom äußeren Gesichtsfeld nach innen wandern.
  • Derzeit gibt es keine medikamentöse Therapie. Eine Netzhautablösung kann nur operativ oder durch Einsatz von Laser oder einer Kältesonde behandelt werden.

Was ist eine Netzhautablösung?

Die Ablösung der Netzhaut zählt zu den selteneren Erkrankungen des Auges. In Deutschland treten jährlich etwa 8.000 neue Fälle auf, was eine Inzidenz von etwa 0,01 % bedeutet. Oft sind Personen im mittleren oder fortgeschrittenen Alter betroffen.

Was ist die Netzhaut?

Die Netzhaut befindet sich im hinteren Teil des Auges. Sie enthält Sinneszellen, die Lichtreize in elektrische Nervenimpulse verwandeln – kurz: die fürs Sehen zuständig sind. Folgendes trifft auf die Netzhaut zu:

  • Sie ist zwischen 0,1 und 0,5 mm dick und liegt zwischen dem Glaskörper und der Aderhaut.
  • Die sogenannte Aderhaut ist für die Versorgung der Netzhaut und der darin befindlichen Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen verantwortlich.
  • Netzhaut und Aderhaut werden von einem sehr dünnen Spalt getrennt, in dem sich Flüssigkeit befindet. In diesem Spalt herrscht Unterdruck, sodass die Schichten normalerweise aneinanderkleben.

Was passiert bei einer Netzhautablösung?

Bei einer Netzhautablösung löst sich die Netzhaut von der Aderhaut und wölbt sich in den Augapfel hinein. In der Folge wird die Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen unterbrochen, woraufhin die Sehsinneszellen absterben. Man unterscheidet zwischen 3 Formen:

  • Rissbedingte oder rhematogene Form: Die häufigste Form der Netzhautablösung wird meist durch altersbedingtes Schrumpfen des Glaskörpers ausgelöst. Dabei übt der Glaskörper Zug auf die Netzhaut aus und begünstigt das Eindringen von Flüssigkeit.
  • Traktive oder zugbedingte Form: Infolge von Krankheiten, Verletzungen oder Operationen vernarbt die Netzhaut. Dadurch verkürzt sich das Gewebe und zieht an der Netzhaut.
  • Exsudative Form: Aufgrund von Augenentzündungen oder Tumoren tritt Flüssigkeit aus der Aderhaut aus und lagert sich unter der Netzhaut ab.

Gut zu wissen: Ein Riss oder Loch in der Netzhaut muss nicht zwangsläufig zu einer Netzhautablösung führen. Bleibt der Riss bzw. die Vernarbung symptomlos, zieht dies oft keine Ablösung nach sich.

Symptome einer Netzhautablösung

Eine beginnende Netzhautablösung macht sich meist durch Beeinträchtigungen beim Sehen bemerkbar. Dabei hängt die Stärke der Symptome davon ab, an welcher Stelle die Netzhaut sich ablöst. Meist verlaufen diese Prozesse schmerzlos.

Achtung: Nicht immer geht eine Netzhautablösung mit deutlichen Symptomen einher. Wenn die Ablösung in den Randbereichen beginnt, kann es sein, dass Patienten über lange Zeit keine Symptome bemerken.

Welche Symptome gibt es?

Hinweise auf eine Netzhautablösung sind:

  • Lichtblitze: Bei Augenbewegungen zieht der Glaskörper an der Netzhaut, wodurch die Sinneszellen gereizt werden. Das äußert sich in Form von Lichtblitzen, die auch bei geschlossenen Augen wahrnehmbar sind.
  • Vermehrt dunkle Punkte im Sichtfeld, sogenannter Rußregen: Er entsteht, wenn ein Netzhautriss durch Blutgefäße der Netzhaut verläuft und diese dabei verletzt. Die Blutpartikel verteilen sich im Glaskörper und werden als Rußregen wahrgenommen.
  • Gesichtsfeldausfall: An den Stellen der Ablösung funktionieren die Sehzellen nicht mehr. Das äußert sich in Schatten oder Schleiern, die sich meist von außen nach innen ausbreiten.
  • Verschwommenes Sehen: Dazu kommt es, wenn sich die Netzhaut im Bereich der Makula ablöst, dem Ort des schärfsten Sehens.

Tipp

Lichtblitze und Rußregen allein sind zunächst nur Symptome für einen Riss oder verstärkten Zug auf der Netzhaut. Doch sie gelten als Hinweise auf eine bevorstehende Netzhautablösung. Wenn Sie diese Symptome an sich bemerken, gehen Sie schnellstmöglich zum Augenarzt.

Ursachen und Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren für eine Netzhautablösung zählen:

  • Altersbedingtes Schrumpfen des Glaskörpers
  • Augenoperationen, z. B. Kataraktoperation
  • Verletzung des Auges, auch Schläge auf das Auge
  • Wiederkehrende Augenentzündungen
  • Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Morbus Coats oder Frühgeborenenretinopathie
  • Genetische Veranlagung
  • Fortschreitendes Alter: Häufig sind Menschen zwischen 50 und 70 Jahren betroffen

Auch starke Kurzsichtigkeit zählt zu den möglichen Ursachen für eine Netzhautablösung. Da Kurzsichtigkeit durch eine übermäßige Länge des Augapfels hervorgerufen wird, ist die Netzhaut konstant unter leichtem Zug und kann schneller reißen.

Netzhautablösung durch schrumpfenden Glaskörper

In den meisten Fällen entsteht eine Netzhautablösung, wenn der Glaskörper des Auges schrumpft. Das geschieht mit fortschreitendem Lebensalter und zählt zu den normalen Alterungsprozessen.

Der Glaskörper macht den Inhalt des Auges aus und ist fest mit der Netzhaut verbunden. Er besteht zu 98 % aus Wasser. Mit seiner gallertartigen Substanz füllt er das Auge zu 2 Dritteln aus.

Was passiert, wenn der Glaskörper schrumpft?

Mit zunehmendem Alter verliert der Glaskörper an Flüssigkeit und fällt im hinteren Bereich ein Stück weit in sich zusammen. In der Folge löst sich die Grenzmembran des Glaskörpers vollständig von der Netzhaut. Meist verläuft das ohne Symptome. Doch während des Prozesses der Abhebung kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen. Dann passiert Folgendes:

  • Wenn die Grenzmembran des Glaskörpers zu fest mit der Netzhaut verbunden ist, kann sie sich nicht richtig davon trennen.
  • Der Glaskörper haftet im hinteren Teil an der Netzhaut an und übt Zug auf sie aus.
  • Wird das Ziehen zu stark, kann die Netzhaut reißen. Es bilden sich Risse oder Löcher.
  • Durch diese dringt Flüssigkeit aus dem Glaskörper und lagert sich zwischen der Netzhaut und der darunterliegenden Schicht ab. An diesen Stellen kann sich die Netzhaut ablösen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Neben der Sehschärfenbestimmung ist die Augenspiegelung, auch Ophtalmoskopie genannt, die häufigste Untersuchung zum Feststellen einer Netzhautablösung. Damit kann der Augenarzt den Augenhintergrund erkennen und die Netzhaut optisch untersuchen. Dafür wird die Pupille medikamentös geweitet, sodass der Arzt mithilfe eines speziellen Vergrößerungsglases hindurchblicken kann. Die Untersuchung

  • dauert nur wenige Minuten,
  • ist in der Regel schmerzlos,
  • zieht in den meisten Fällen keine Nebenwirkungen nach sich und
  • ist für den Patienten kostenlos, sofern eine medizinische Notwendigkeit dafür besteht.

Gelegentlich verdecken Blutungen im Glaskörper die Netzhaut, sodass zur Diagnose eine Ultraschalluntersuchung notwendig ist. Zudem kann eine optische Kohärenztomografie erforderlich sein, wenn die Netzhautablösung im Bereich der Makula stattfindet.

Tipp

Wegen der pupillenerweiternden Augentropfen dürfen Patienten im Anschluss an die Untersuchung nicht Auto fahren und sind verstärkt lichtempfindlich. Lassen Sie sich daher nach Möglichkeit zur Untersuchung begleiten und nehmen Sie eine Sonnenbrille mit.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine Netzhautablösung ist eine akute Erkrankung des Auges und sollte schnellstmöglich behandelt werden. Je früher sie behandelt wird, umso besser die Heilungschancen. Eine medikamentöse Therapie gibt es nicht. Stattdessen stehen Patienten 3 Möglichkeiten offen:

  • Behandlung durch Laser oder Kältesonde
  • Operation mit Plombe oder Cerclage
  • Operative Entfernung des Glaskörpers

Abgestorbene Sehzellen können nicht ersetzt werden. Daher spielt der Zeitfaktor bei der Behandlung eine wichtige Rolle. Sonst können auch nach der OP erhebliche Beeinträchtigungen bestehen bleiben.

Laserbehandlung

Ist noch keine Ablösung erfolgt, kann eine gerissene Netzhaut mit einem Laserstrahl versiegelt werden. Dabei passiert Folgendes:

  • Zunächst wird die Pupille mit speziellen Augentropfen geweitet und das Auge oberflächlich betäubt.
  • Mithilfe eines Kontaktglases lokalisiert der Augenarzt den Riss oder das Loch in der Netzhaut.
  • Mit dem Laserstrahl werden gezielt Entzündungsreaktionen rund um den Riss oder das Loch hervorgerufen. Durch diese verbindet sich die Netzhaut wieder fest mit der Aderhaut.
  • Die Dauer hängt von der Schwere der Netzhautdegeneration ab. Im Anschluss dürfen Patienten für mindestens 24 Stunden nicht Auto fahren. Außerdem sollten sie einige Wochen aufs Lesen verzichten.

Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung eines Risses oder Loches in der Netzhaut ist die Kältesonde. Durch den Kältereiz wird die Netzhaut ebenfalls wieder fest mit der Aderhaut verklebt.

Eine Laser- oder Kältebehandlung kann normalerweise ambulant erfolgen. Meist übernehmen die Krankenkassen die Kosten.

Eindellende Verfahren

Bei einer bereits begonnenen Netzhautablösung kann ein sogenanntes eindellendes Verfahren helfen. Dabei wird eine Plombe oder ein Band aus Silikon oder Schaumstoff operativ an der Lederhaut des Augapfels angenäht. Die Plombe bzw. das Band übt Druck aus, wodurch die abgelöste Netzhautschicht wieder an die Aderhaut gedrückt wird.

Solange nur eine Stelle betroffen ist, reicht eine Plombe. Sind hingegen großflächige Areale oder mehrere Stellen betroffen, kann der Chirurg ein Band, die sogenannte Cerclage, um den gesamten Augapfel legen. Diese dellt den Augapfel großflächig ein.

Vitrektomie

Ein relativ neues Verfahren ist die sogenannte Pars-Plana-Vitrektomie. Dabei wird der Glaskörper abgesaugt, sodass der Chirurg Verwachsungen und Bindegewebsstränge entfernen kann. Anschließend wird der Glaskörper durch eine Füllung aus Gas, Silikon oder Kochsalzlösung ersetzt. Wichtig dabei:

  • Eine Silikonfüllung bietet die besten Aussichten auf eine dauerhafte Fixierung. Sie erfordert jedoch eine Anschlussoperation, bei der das Silikonöl wieder entfernt wird.
  • Wird eine Gasfüllung verwendet, sollte der Patient gegebenenfalls in der nächsten Zeit keine Flugreisen unternehmen.

Was ist bei einer OP zu beachten?

Die Operationen können in den meisten Fällen unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Sie dauern 20 bis 60 Minuten. Allerdings ist im Anschluss meist ein stationärer Klinikaufenthalt von mehreren Tagen notwendig. Darauf sollten Patienten achten:

  • Einige Wochen lang körperliche Anstrengung vermeiden, z. B. durch Sport oder Heben schwerer Gewichte.
  • Aktivitäten meiden, die schnelle Augenbewegungen erfordern, z. B. Lesen.
  • Im Anschluss zur regelmäßigen Nachkontrolle gehen.

Verlauf und Prognose

Die Prognose hängt zum einen davon ab, wie schnell die Behandlung erfolgt. Zum anderen aber auch von der genauen Stelle der Ablösung und der Ursache. Generell gilt:

  • Eine unbehandelte Netzhautablösung zieht eine vollständige Erblindung nach sich. Und zwar oft schon nach wenigen Tagen oder Wochen.
  • Wenn die Ablösung im Bereich der Makula stattfindet, kann die Sehkraft schon nach wenigen Stunden dauerhaft beeinträchtigt werden.
  • Abgestorbene Sehzellen können sich nicht regenerieren. An den betroffenen Stellen bleibt folglich das Sehvermögen eingeschränkt, auch wenn die fortschreitende Ablösung operativ aufgehalten werden kann.

Prognose nach einer OP

In rund 90 % der Fälle lässt sich die Netzhautablösung durch eine Operation aufhalten und operativ zumindest teilweise rückgängig machen. Davon hängt der Heilungserfolg ab:

  • Wie kompliziert sich der Ausgangsbefund darstellt
  • Wie groß die abgelösten Stellen sind
  • Wie lange die Ablösung bestand

Oft manifestiert sich eine Netzhautablösung nur an einem Auge. Ist sie rissbedingt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei rund 10 %, dass in den nächsten 4 Jahren auch das andere Auge erkrankt.

Wie kann man einer Netzhautablösung vorbeugen?

Eine konkrete Methode zur Vorbeugung von Netzhautschäden ist nicht bekannt. Allerdings können Sie eine gesunde Netzhaut mit verschiedenen Maßnahmen unterstützen:

  • Fördern Sie eine gesunde Durchblutung der Netzhaut mit ausgewogener Ernährung, Bewegung und dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
  • Nehmen Sie viele dunkle Obst- und Gemüsesorten wie Heidelbeeren, Auberginen und Brombeeren zu sich. Denn die darin enthaltenen Anthocyane können die Blutgefäße im Auge unterstützen.
  • Verwenden Sie in besonderen Gefahrensituationen eine Schutzbrille.
  • Aktivieren Sie beim Lesen auf Bildschirmen in dunklen Räumen den Nachtmodus, um Ihre Augen vor blauem LED-Licht zu schützen.
  • Ersetzen Sie blaue LED-Leuchtmittel durch warm-weiße.
  • Tragen Sie bei erhöhter Sonneneinstrahlung eine Sonnenbrille mit UV-Filter.
  • Achten Sie als Diabetiker auf eine optimale Einstellung Ihrer Blutzuckerwerte.

Tipp

Wenn Sie zur Risikogruppe gehören, lassen Sie ab dem 40. Lebensjahr Ihre Netzhaut jährlich von einem Augenarzt kontrollieren. So können auch an gesunden Augen Löcher oder Risse in der Netzhaut frühzeitig erkannt und behandelt werden.

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