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Warum brauchen alleinerziehende Frauen private Altersvorsorge?

Unsichtbar, überlastet – und später arm? (Gastartikel)

Eine Frau liegt auf einer Wiese und pustet auf eine Pusteblume. Ein Kleinkind steht daneben.

Alleinerziehende Frauen sind Superheldinnen. Punkt. Sie jonglieren Alltag, Job, Kind(er), Haushalt und oft noch emotionale Trümmer eines Ex-Partners, der sich beim Thema Verantwortung schneller verabschiedet hat als bei der letzten Elternversammlung. Aber während sie heute den Laden am Laufen halten, droht ihnen morgen ein böses Erwachen – nämlich dann, wenn es um ihre Rente geht. Die Realität ist bitter: Alleinerziehende Frauen gehören zur Hochrisikogruppe für Altersarmut.

Und warum? Weil unser System zwar gern von Gerechtigkeit redet, aber es in der Praxis nur auf die nackten Zahlen ankommt. Teilzeit, Erwerbsunterbrechung, niedriger Verdienst, wenig Rücklagen, unzureichende Berücksichtigung von Zeiten für die Kindererziehung – das alles sind keine Einzelfälle, sondern strukturelle Realität für viele Alleinerziehende. Die gesetzliche Rentenversicherung? Sie bestraft so einen Lebenslauf gnadenlos. Ergebnis: Rentenansprüche, die hinten und vorne nicht reichen.

Willkommen in der Rentenlücke – sie ist weiblich, alleinerziehend und unsichtbar

Die durchschnittliche Rentenhöhe für Frauen liegt sowieso schon deutlich unter der von Männern. Aber bei alleinerziehenden Frauen wird die Kluft zum regelrechten Grand Canyon. Kindererziehung? Ehrbar. Systemrelevant. Aber eben auch finanziell folgenreich. Und während in der Theorie gern von „Erziehungszeiten“ geschwärmt wird, sieht es in der Praxis so aus: Wer jahrelang in Teilzeit arbeitet, zahlt weniger  – logisch. Dass in dieser Zeit aber 24/7 Care-Arbeit geleistet wird, interessiert das Rentensystem wenig. In anderen Worten: Wer die nächste Generation an Einzahlern ins Rentensystem erzieht, wird rententechnisch selbst nahezu vergessen.

Private Altersvorsorge wäre jetzt der Rettungsanker. Das Problem: Viele Alleinerziehende haben schlicht nicht den finanziellen Spielraum, um „mal eben“ monatlich 200 Euro in eine private Rentenversicherung zu stecken.

Wenn du alles allein machst – dann bitte nicht auch noch deine Altersvorsorge

Was also tun? Erstens: hinschauen. Nicht warten, bis das Kind sprichwörtlich in den Rentenbrunnen gefallen ist. Auch kleine Beträge können über Jahre eine solide Grundlage schaffen – besonders mit Zeit und dem richtigen Hebel. Es geht nicht darum, jetzt „reich“ zu werden, sondern darum, später nicht „allein und arm“ zu sein.

Zweitens: Finanzbildung. Ja, schon wieder dieses Wort. Aber besonders für Alleinerziehende ist Wissen Macht. Denn wer versteht, wie Altersvorsorge funktioniert – ob mit Riester, Rürup, ETF oder Basisrente – kann bessere Entscheidungen treffen. Es braucht einfache, zugängliche Tools und Menschen, die erklären statt belehren. Und da sehe ich mich – sowie viele Kolleginnen und Kollegen in der Branche – in der Pflicht (Bastian Kunkel, Gründer von Versicherungen mit Kopf“).

Drittens: Politik, übernehmen Sie. Handeln Sie endlich! Es kann nicht sein, dass ausgerechnet die Menschen, die mit am meisten leisten, am wenigsten absichern können. Wer es mit Gleichberechtigung ernst meint, darf das Thema Altersarmut bei Alleinerziehenden nicht länger ignorieren. Steuerliche Entlastung, gezielte Förderprogramme, mehr staatliche Zuschüsse bei privater Vorsorge – es gäbe genug Stellschrauben.

Fazit: Alleinerziehend zu sein ist kein Fehler – aber das System behandelt es so

Die Wahrheit ist unbequem: Unser Rentensystem basiert auf einer Lebensrealität, die es so kaum noch gibt. Die klassische Ehe, das Modell „Mann arbeitet Vollzeit, Frau kümmert sich um die Kinder“, funktioniert nicht mehr und ist in vielen Teilen realitätsfern. Und trotzdem werden alle anderen Modelle – vor allem die der Alleinerziehenden – bestraft.

Deshalb sage ich ganz klar: Private Altersvorsorge für alleinerziehende Frauen ist kein „Nice to have“, sondern absolute Notwendigkeit. Und wir – Berater, Politik, Gesellschaft – stehen in der Verantwortung, ihnen den Zugang zu erleichtern.

Denn wer heute alles allein schafft, sollte morgen nicht ganz allein dastehen.

Stand: 11.04.2025

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