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Lifehacks- Der Podcast mit Katrin

Sterben & Bestattung – Warum reden wir so ungern über den Tod?

In dieser aufschlussreichen Podcast-Folge beleuchten wir das oft tabuierte Thema Tod und Bestattung.

Lifehacks mit Katrin

Dieses Mal spricht Katrin mit Charlotte Wiedemann, der Direktorin für Innovation und Kommunikation bei der Ahorngruppe. Sie beleuchten ein oft verdrängtes Thema: den Tod und die damit verbundenen Herausforderungen. Charlotte erklärt, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit Bestattungswünschen auseinanderzusetzen, um in schwierigen Zeiten Klarheit und Sicherheit zu schaffen. Zudem gibt sie kreative Ideen für individuelle Bestattungen und spricht über die gesellschaftlichen Veränderungen im Umgang mit dem Thema Tod.

Katrin (Host): Stell dir vor, du bekommst morgens einen Anruf. Deine beste Freundin völlig aufgelöst. Ihre Mutter ist letzte Nacht gestorben, unerwartet. Und jetzt steht sie da, überfordert mit allem. Welcher Friedhof, welche Musik, sag oder ohne. Und warum steht im Testament nichts darüber? Genau über solche Momente sprechen wir heute, über das Thema, dass wir alle nur zu gern verdrängen. Aber keine Sorge, das hier wird jetzt kein düsterer Trauermarsch. Ganz im Gegenteil. Denn wer sich rechtzeitig mit dem Thema beschäftigt, gewinnt oft an Leichtigkeit. Und ja, es gibt heute sogar richtig kreative Ideen für Bestattungen von Pilzsärgen bis zur Handabdrücken auf dem Sarg. Zu Gast ist heute Charlotte Wiedemann. Sie ist Direktorin für Innovation und Kommunikation bei der Ahorngruppe, einem Unternehmen, das Bestattungen komplett neu denkt, menschlicher, moderner und ehrlicher. Auf Instagram könnt man sie vielleicht vom Kanal Der Tod und wir. Charlotte sagt, über den Tod zu sprechen macht das Leben leichter, nicht schwerer. Wie das geht, das hören wir jetzt.

Intro: Lifehacks, für alle, die dachten, Steuer ID ist ein neuer Rapper.

Katrin (Host): Charlotte, ich glaube, viele von uns kennen dieses Gefühl. Sobald das Wort Tod fällt, wird's erstmal still im Raum. Warum fällt uns das so schwer?

Charlotte Wiedemann (Gast): Ja, also in meiner Erfahrung ist der Tod ja die ultimative Verletzlichkeit. Also wir wollen da nicht dran denken, dass wir eines Tages sterben könnten und dass Menschen, die wir lieben, sterben könnten. Und ähm das ist natürlich was, was mit einer großen Angst verbunden ist, einer großen Unsicherheit. Keiner von uns hat das bewusst erlebt. Wir haben niemanden berichten hören, wie das war mit dem Sterben. Äh außer vielleicht nach Nahtoderfahrung. Insofern ist das eben das große Unbekannte und das macht uns generell erstmal Angst. Vor allem, wenn wir die Angst dann eben wegschieben und uns nicht mit ihr auseinandersetzen, dann wird sie gefühlt auch immer größer. Und dazu kommt natürlich auch, dass wir in Deutschland eine sehr spezielle kulturelle Identität haben, sage ich mal, mit unserer Geschichte, den Weltkriegen, dieser ganzen Überforderung rund um den Tod, emotional und logistisch. Und ja, auch unsere Mentalität hilft uns nicht unbedingt, ähm offen und laut und bewusst über den Tod zu sprechen, das ist in anderen Kulturen ja auch ganz anders. Insofern kommen da einige Dinge zusammen, würde ich sagen, warum uns das insgesamt so schwerfällt.

Katrin (Host): Jetzt sprichst du ja gerade unsere Mentalität an, dieses typisch Deutsche nicht offen über schwierige Themen zu reden. Ist das beim Tod ähnlich wie bei anderen Tabuthemen, z.B. beim Thema Geld?

Charlotte Wiedemann (Gast): Ja, total. Also erstmal sehr interessant, dass Sie das ansprechen mit dem Geldthema, weil ich das tatsächlich in meiner Arbeit auch beobachte, gerade auf den Kanälen von „der Tod und wir“ ist eigentlich das wirkliche Tabu, nicht der Tod, sondern das Geld. Also in dem Moment, wo man anfängt über Geld zu sprechen, vor allem wenn es mit dem Tod zusammenhängt, dann ist man auf ganz ganz dünnem Eis. Und ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass die Leute sich eben in diesem Bereich oft schlecht begleitet und betreut fühlen und ähm eben natürlich auch nicht über den Tisch gezogen werden wollen. Sie natürlich auch eine große Unwissenheit haben und äh sie denken, okay, die können mir ja eigentlich alles erzählen und ich muss das einfach so hinnehmen und dann kostet das irgendwie ganz viel und ich glaube, daher kommt eben auch diese ganz ganz große dieses Unbehagen, wenn man diese beiden Themen zusammenbringt. Ich finde aber nicht, dass es jetzt insgesamt schlecht ankommt, wenn man das Thema Tod anspricht. Also, ich mache das ja jetzt seit 6 Jahren und ich bin einigermaßen besessen von dem Thema Tod und kann über wenig anderes äh wirklich begeistert sprechen. Und ich ähm spreche mit Menschen auf Partys darüber und auch natürlich bei uns im Ahorn Space, auf Veranstaltungen, Workshops, auf Austausch in Gruppen ähm auf Vorträgen und ich habe eigentlich das Gefühl, wenn man das dann macht, die Leute ermuntert darüber zu sprechen, dann hat eigentlich jeder und jede eine Geschichte, die erzählt werden will. Man kriegt so selten die Gelegenheit, also es gibt so selten den Raum dafür in unserer Gesellschaft und wenn man das dann aber aufmacht, dann sind die Leute eigentlich ganz dankbar dafür.

Katrin (Host): Du hast gerade erwähnt, dass du das jetzt seit 6 Jahren machst. Was hat sich in dieser Zeit verändert gesellschaftlich, aber vielleicht auch bei dir persönlich?

Charlotte Wiedemann (Gast): Als ich angefangen habe, das war ähm als meine zweite Tochter geboren wurde, das ist jetzt sechseinhalb Jahre her, war auch quasi mit ein Grund, warum ich in dieses Thema gegangen bin und das war noch vor Corona. Das heißt, wir hatten da wirklich eine noch eine ganz andere Perspektive, würde ich sagen, auf dieses ja fast schon mittelalterliche Gefühl, dass es jeden jederzeit treffen kann. Das ist ja dieses große Grundgefühl von Epidemien, Pandemien. Es war auch noch kein Krieg in Europa, ne? Es war vor dem russischen Angriffskrieg. Ähm und ja ich meine, Themen der Nachhaltigkeit und der Endlichkeit von planetaren Ressourcen und so weiter waren natürlich schon präsent, aber sind seitdem auch viel präsenter geworden. Das heißt, sind in den letzten 6 Jahren wirklich massive Dinge passiert, die unser aller Verständnis von unserer Endlichkeit und unserer möglichen Zeit auf dem Planeten und auch wie wir uns als Spezies fühlen. Also ich glaube, wir fühlen uns einfach viel verwundbarer insgesamt. Das hat schon sehr viel verändert und das merkt man vor allem auch den jüngeren Generationen sehr stark an, finde ich.

Katrin (Host): Inwiefern hat Also was beobachtest du da gerade bei den Jüngeren?

Charlotte Wiedemann (Gast): Also während ähm unsere Elterngeneration würde ich sagen, noch so funktioniert, ähm na ja äh ja, da sind schlimme Sachen passiert. Ähm aber da sprechen wir jetzt mal nicht drüber. Ähm ich will da jetzt auch kein großes Aufhebens drum machen. Äh muss ja irgendwie weitergehen. Spricht do nicht immer von so schweren Sachen, ne? Also das sind ja so diese diese Sätze, die die viele, glaube ich, kennen, wenn sie mit ihren Eltern auch äh sich auseinandersetzen zu Themen. Ähm und unsere Generation, also die um mich herum. So, die Gen X Leute, die haben schon eher so dieses ja, ich sprech vielleicht mal drüber, aber nur wenn du anfängst, ne? Das ist so ein bisschen dieses irgendjemand muss den Anfang machen und dann trauen sich die anderen auch. Und bei den Jüngeren, also bei den Millennials und Gen Z ist es wirklich so, das erlebe ich eben in den Workshops, die wir machen und auch natürlich bei der Tour und wir, dass das ganz anders verankert ist, einfach über ähm mentale Gesundheit zu sprechen, über Tabuthemen generell, also ob das jetzt Tod ist oder Sex oder Geld. Das ist gibt gefühlt keine Berührungsängste mehr. Das ist alles im Diskurs angekommen, wird in irgendwelchen TikTok Diaries und ähm auf Instagram und wo auch immer offengelegt und diskutiert. Und es gibt fast eigentlich dieses Gefühl von wir müssen uns damit beschäftigen. Es gibt eine eine fast eine politische Agenda ähm diese Themen nicht einfach so passieren zu lassen, sondern nicht sich selbst einzubringen, selbstbestimmt zu sein und diese Sachen auch mitzugestalten, dass man eben nicht so ohnmächtig ist und einfach alles akzeptieren muss, und das merke ich schon, dass sich das sehr ändert und dass sich deswegen die Bedürfnisse rund um Bestattung auch total verändern.

Katrin (Host): Die Bedürfnisse rund um Bestattung verändern sich also. Was heißt das jetzt für unser Verhältnis zum Leben selbst?

Charlotte Wiedemann (Gast): Wir beschäftigen uns ganz viel mit Long Jopy, ne? Also mit diesem ganzen, wie kann ich mein Leben verlängern? Kann ich vielleicht mein Bewusstsein digital irgendwo hinladen oder kann ich irgendwie 120 werden und welche Pillen muss ich dafür nehmen, welche Supplements und da geht ja die Entwicklung auch in vielen Bereichen hin und wir beschäftigen uns ja eher mit dem Gegenteil, nämlich wie kann ich wirklich auch versöhnlich meine Endlichkeit annehmen und das meiste aus der Zeit machen, die ich bis dahin habe. Aber ja, das hat sich schon sehr verändert, wie wir unser eigenes Leben schätzen und wie wie wichtig das ist und wie wichtig deswegen auch der einzelne Tod des Individuums ist und komischerweise hat sich das bis dato gar nicht widergespiegelt in der Art, wie die Menschen sich mit ihren Trauerfeiern, z.B. würde ihren Bestattungsmöglichkeiten beschäftigen.

Katrin (Host): Ich glaube, das ist gar kein echter Widerspruch, eher so ein Reflex. Wir wollen das Leben genießen und blenden daher den Tod eben einfach aus. Und wenn ich mich jetzt mit dem Tod beschäftige, habe ich ja auch Angst, dass es einfach furchtbar deprimierend wird.

Charlotte Wiedemann (Gast): Wenn man das aus einigermaßen freien Stücken machen kann, nämlich ohne wirklich akuten Anlass, ne, und man sich eigentlich einfach mal ein paar Dinge näher holen möchte und über Möglichkeiten nachdenken will oder mal ein Gespräch mit irgendwie nahen Menschen führen möchte oder so, dann kann das tatsächlich den entgegengesetzten Effekt haben, nämlich dass es einem hinterher leichter zumute ist und dass man sogar einigermaßen inspiriert aus dem Gespräch rausgeht, weil man eben ganz viele Dinge über Menschen erfahren hat. Also als ich mit meinen Eltern das erste Mal darüber gesprochen habe, wie sie bestattet werden wollen, habe ich bin ich wirklich von einer Überraschung in die nächste gekommen, weil es einfach komplett anders war als das, was ich erwartet hatte. Es war schön das zu hören, was sie sich überlegt hatten. Es hat mich natürlich total berührt, irgendwie auch traurig gemacht, weil ich darüber nachgedacht habe, wie es ist, wenn sie nicht mehr da sind. Aber irgendwie hat es mir auch so eine Sicherheit gegeben innerlich, dass ich halt wüsste, was zu tun ist. Also, es hat mich quasi gewappnet für den Moment und es hat uns alle irgendwie erleichtert, also ähm, dass wir uns getraut hatten, dieser Verletzlichkeit zusammen ins Gesicht zu blicken und eben auch ein bisschen sortierter dann da rauszugehen. Und wir hatten schönes Glas Wein getrunken und hat einen tollen Abend miteinander verbracht, ne. Also, es war jetzt gar nicht so eine schreckliche Situation, wie man sich das vielleicht so vorstellen könnte. Also, das würde ich sagen, ist ein großes Missverständnis. Äh vor allem, wenn man das macht in dem Moment, wo man die Zeit noch hat, ne. Also, weil ähm die Probleme fangen ja natürlich an, wenn irgendeine Dringlichkeit mit im Raum ist durch eine schwere Diagnose oder durch den sehr plötzlichen Tod oder was auch immer, dann ist es natürlich eine andere Situation. Dann bin ich gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die vielleicht noch nicht vorbesprochen wurden und wo ich mich vielleicht noch gar nicht so sicher fühle auf dem Terrain und wo ich dann eventuell auch Entscheidungen treffe, die ich später bereue, einfach weil ich in einem totalen Ausnahmezustand bin emotional. Und ähm das ist z.B. was wir wirklich versuchen, den Leuten nahe zu bringen. Macht das in dem Moment, wo sich das gut anfühlt, wo du noch einigermaßen weit weg davon bist, gefühlt, es kann auch schon mit äh in es kann in deinen 40ern sein. Ja. Ähm das muss nicht unbedingt erst passieren, wenn du äh 89 bist, dass du einfach mal diese Gespräche führst. Und ich glaube ähm da kommen gute Gespräche dabei heraus und man hat viel für sich und die und die eigene Familie dann getan.

Katrin (Host): Du beschreibst das so positiv dieses Gefühl von Sicherheit und Erleichterung, aber ich vermute, es gibt auch viele, die Fehler machen bei der Vorsorge. Lass uns mal über ganz konkrete Fehler sprechen. Was läuft denn häufig schief, wenn Leute ihre Bestattung planen wollen, wenn z.B. die Eltern das Testament vorbereitet haben, aber vielleicht nicht unbedingt, wie die Beisetzung stattfinden soll, also im Fall der Fälle?

Charlotte Wiedemann (Gast): Ja. Ja, und das ist auch ein ganz gutes Beispiel, weil ähm öfter passiert, dass eben die Bestattungswünsche ins Testament aufgenommen werden. Das Testament wird aber oft erst nach der Bestattung geöffnet und das ist dann natürlich nicht der richtige Ort dafür, wenn man dann in dem Moment merkt, oh, das hätten sie gern gewollt, wir haben aber was ganz anderes gemacht. Deswegen lohnt es sich halt vorher einmal zu schauen, die Dinge zu ordnen, okay, was ist ein Testament, was ist eine Bestattungsvorsorge, was ist eine Patientenverfügung, dass man diese unterschiedlichen Phasen der Sterblichkeit quasi auch unterscheiden kann und dass man dann eben diese Dinge auch vorbespricht, dass die Menschen wissen, was auf sie zukommt. Ja, also ist ja ganz wichtig, dass ich das nicht nur für mich selbst entscheide, sondern dass ich dann auch sage: "Hey, wenn die Situation kommt, dann möchte ich, dass du die Person bist, die sich darum kümmert und das ist das, was ich was ich hier niedergeschrieben habe, und du findest das an diesem Ort." Das ist eben der zentrale Punkt, dass man da im Austausch bleibt und ich denke, ich habe das jetzt für mich geregelt und dann wird's vielleicht gar nicht gefunden.

Katrin (Host): Ach krass, das wusste ich nicht. Gibt's noch andere Situationen, die ganz überraschend komplex werden können. Ich denke da z.B. an große Reisen. Was passiert denn eigentlich, wenn jetzt jemand im Urlaub verstirbt?

Charlotte Wiedemann (Gast): Ja, absolut, natürlich. Also, das ist natürlich auch was äh was sehr komplex werden kann, ne. Also gerade, wenn jemand jetzt im Urlaub verstirbt, wie wird dann die Rückholung organisiert? Soll das dann im Sag passieren, weil eine Erdbestattung oder eine Abschiednahme in Deutschland noch erfolgen soll oder kann vor Ort eingeäschert werden, dass er in der in der Urne überführt wird, was halt viel einfacher und auch günstiger ist, das sind alles so Fragestellungen. Natürlich möchte man sich damit nicht auseinandersetzen, vor allem wenn man gerade eine tolle Reise plant. Trotzdem ist es halt gut, das einmal zu machen, sich damit auseinanderzusetzen, dass man eben weiß, im Ernstfall wäre dafür gesorgt und die Leute wissen, was zu tun ist. Also, was auch wenige Leute wissen, ist, dass eben auch, wenn man ausreichend Geld hat für eine Bestattung, also es gibt ja immer diese auch viele Ängste und Sorgen rund um das Thema Geld, wenn nicht genügend Geld da ist und so weiter, wo dann eben Sozialbestattungen greifen. Aber es gibt auch den Fall, dass tatsächlich eigentlich ausreichend Geld da ist und trotzdem ähm ordnungsamtlich bestattet wird, ähm weil eben keine entsprechende Vorsorge da ist. Wenn einfach keine Angehörigen mehr da sind, äh die wissen, was geschehen soll oder wo es irgendeine Form von Absprache gibt, dann kann es eben passieren, dass diese Person, die verstirbt z.B. nicht in das Familiengrab, wie gewünscht kommt, ähm sondern ordnungsamtlich auf einem ganze beraten Friedhof woanders ähm bestattet wird, weil eben kein eine Regelung da war. Das ist auch was, was ganz viele Menschen nicht wissen, also dass das eben in jedem Milieu wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Und viele Leute sagen halt auch eben ähm also in Berlin gibt's auch öfter natürlich diesen Fall, dass Menschen sagen: "Ach, ich brauche keine Bestattungsversorge, das ist doch irgendwie alles ähm für alte Leute und mittlerweile gibt's do so viele Möglichkeiten und so weiter." Ja, schon, aber es kann passieren, dass wenn du quasi ein ganz freies selbstbestimmtes Leben in Berlin führst, und vielleicht z.B. auch mit deiner Kernfamilie von damals irgendwie gebrochen hast oder gar nicht mehr so viel Kontakt hast oder so, dass diese Familie dich dann aber bestattet, wenn dir was passiert und dann vielleicht Entscheidungen trifft, die überhaupt nicht in deinem Sinne sind, nämlich z.B. Also ich sag's jetzt ohne Wertung, aber nur jetzt in diesem Szenario, was ich aufgemacht habe, ähm eine ganz konservative katholische Bestattung im ländlichen Raum mit lauter Menschen, mit denen du eigentlich gar nichts mehr zu tun hattest und die Menschen, die dir wichtig sind, wissen gar nichts davon. z.B., ne. Also, keine Frage, eine katholische Bestattung kann wunderschön sein, aber für viele Leute ist es halt eben auch nicht das, was sie als Persönlichkeit widerspiegeln würde im Moment des Todes. Und es lohnt sich einfach, also wenn man schon darüber nachdenkt, wer man ist als Persönlichkeit und wenn einem wichtig ist, auch sich individuell in irgendeiner Form im Leben auszudrücken, sollte man auch ein Gedanken daran verschwenden, wie das dann im Moment des Todes aussehen würde.

Katrin (Host): Jetzt frage ich mich gerade selbst, wie frei bin ich denn jetzt gerade in Deutschland bei der Wahl meiner Bestattung? Also, kann ich machen, was ich möchte?

Charlotte Wiedemann (Gast): Ja, das ist ganz unterschiedlich. Also, es gibt ähm auch in Deutschland mittlerweile einiges an Möglichkeiten, auch wenn wir sehr viel eingeschränkter sind als andere, auch europäische Länder. Also in den Niederlanden und in der Schweiz z.B. ist viel mehr möglich, weshalb auch viele ähm Deutsche ja dahingehen für bestimmte Zeremonien. Also wie Luftbestattung z.B. oder Flussbestattung, aber auch in Deutschland ist wahnsinnig viel möglich geworden und ist auch auf dem Weg sich zu verändern, meiner Wahrnehmung nach. Also prinzipiell gibt es natürlich erstmal die mittlerweile drei ähm Bestattungsarten. Also, es gibt natürlich die Feuerbestattung und die Erdbestattung. Ähm das heißt, sag oder ohne, das ist ja quasi immer so diese Frage, die man hört und auch oftmals tatsächlich eine Einstiegsfrage in der Bestattungsvorsorge, was ich immer ganz schön ganz schön krass finde. Also sich erste mal mit sowas beschäftigt, dass einem diese Frage dann als erstes gestellt wird und man weiß gar nicht, was da dazu gehört. Also, dass der Feuerbestattung eben bedeutet, dass man in ein Krematorium dann kommt, dass man im Sag verbrannt wird, dass man danach eben, dass die Asche in eine Urne kommt und die Urne dann eben in ein Urnengrab auf dem Friedhof oder äh in einen Bestattungswald oder man kann auch eine Seebestattung dann machen. Ähm, da gibt's jetzt verschiedene Möglichkeiten oder dass man eben sagt, nee, ich möchte zur Erde werden und ich möchte eigentlich eine ganz klassische Erdbestattung haben in dem Sag irgendwo auf einem Friedhof oder ähm in Schleswig -Holstein gibt's mittlerweile ja auch die Möglichkeit sich reerdigen zu lassen. Das ist diese Human Kompostierung, die jetzt nach einer Pilotphase erlaubt ist und wo auch die Einbringung der Erde, die da entsteht, jetzt in mehreren Bundesländern erlaubt ist. Also, da gibt es jetzt schon ganz verschiedene Möglichkeiten, zu denen man sich informieren kann. Also, es lohnt sich auch, bevor man zu einem Beratungsgespräch geht, schon mal so ein bisschen zu schauen und sich auch Zeit zu nehmen, weil natürlich so zwei drei Stunden in dem Institut oder wie lange es auch dauert, hört sich erstmal lange an, aber für so essentielle Fragen ist es teilweise dann eben doch nicht lang genug. Und ja, es lohnt sich schon dann vorher sich mal zu fragen, mit welchem Element fühle ich mich verbunden? Ähm was ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühle oder beheimatet fühle? Ist mir wichtig, dass ich besucht werden kann in Anführungsstrichen, wenn ich dann tot bin? Ähm oder ist das äh ganz egal? Kann das auch sozusagen am Ende der Welt sein? Ja, da ist ist eben ganz gut, wenn man sich so bestimmt Fragen mal stellt oder mit Leuten drüber spricht, bevor man dann diese Dinge auch regelt.

Katrin (Host): Und wie sieht's mit der Trauerfeier aus? Kann ich da auch alles selbst gestalten? Also Musik aussuchen, Rituale festlegen und so weiter?

Charlotte Wiedemann (Gast): Doch, absolut. Also genau, die Trauerfeier ist dann natürlich noch mal eine ganz andere Sache. Ähm also, wenn ich mir quasi über die Bestattungsform- und Art im Klaren bin, dann kann ich natürlich schauen, okay, was stelle ich mir vor für diese für diese letzte Feier meines Lebens und kann ich da vielleicht auch Dinge finden, die mich trösten, also nicht nur im Hinblick auf diesen einen Moment, sondern die vielleicht auch so für den Rest meines Lebens dann tröstlich sind. Also, wenn ich daran denke, dass z.B. dann alle Leute, die ich gerne hab noch mal zusammenkommen oder dass ich irgendwie dann ähm verfüge, dass mein Lieblingsessen serviert wird oder der Lieblingskuchen von irgendeiner Person oder dass man eben schaut, okay, diese Musik hat mir eigentlich immer Trost gespendet, die würde ich gerne spielen. Ähm, ich hätte gerne, dass meine Freundin ein paar Worte sagt, ich hätte gerne das ja irgendein Ritual äh verwendet wird, z.B., dass mir was mit in den Sarg gegeben wird und die Trauergemeinde bekommt ähm eben Dinge, die damit in Verbindung stehen, dass alle was als Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen oder oder oder. Also da gibt es dann ganz verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, wo eben Bestattungsberatende auch helfen können, äh wenn man selbst diese Ideen halt nicht kennt, dass sie einem da eben auch Inspirationen geben.

Katrin (Host): Du hast gerade erwähnt, dass Bestattungsberater:innen Ihnen mit Inspiration helfen können. Was erleben die denn da so? Also, was sind aktuell die Trends? Welche Wünsche bringen Menschen heute mit?

Charlotte Wiedemann (Gast): Also, man muss ja auch sagen, wir haben eigentlich keine wirklich guten Bilder von Bestattungen im Kopf gesellschaftlich, ne. Also, wenn wir an Bestattungen denken, dann denken die meisten von uns bestimmt immer noch so an schwarze Kleidung und vielleicht auch so Blumen in Plastikfolie oder so Käsekuchen. Also sind alles sehr so ähm Dinge, die können auch gut sein, müssen aber nicht unbedingt und wir haben halt wenig inspirierendes im Kopf dazu, weil weil uns die Bilder fehlen. Und ähm wir merken aber jetzt schon, dass die Feiern sich stark verändern, die wir auch selbst begleiten und dass die Menschen eben sehr viel eigene Ideen einbringen. Es kommt natürlich auch daher, dass eben spirituelle Themen sich sehr verändern bei uns. Also die Kirche ist auch nicht mehr so wichtig. Das heißt, bestimmte Dinge fallen weg, müssen aber natürlich auch neu gefüllt werden. Deswegen ist da ganz viel ähm eigene Gestaltung gefragt, was die Leute auch erstmal ja desorientieren kann, ne? Also, woran halte ich mich jetzt fest, wenn mich an den alten Dingen da merken wir auf jeden Fall ist ganz viel Bedarf da, dass z.B. Freundeskreise Uhren miteinander gestalten, dass ja Erinnerungsstücke gefertigt werden aus Haaren oder ähm aus Asche, dass man eben irgendwie so bei diesen ganzen flüchtigen Bestattungen, sage ich mal, die wir jetzt haben mit Seebestattung, Waldbestattung, dass die Leute dann Bedürfnis entwickeln, sich eigentlich an so physischen Dingen wieder stärker festzuhalten, also wie so ein Gedenkort dann zu Hause einzurichten oder vielleicht noch mal ein Stein zu gestalten oder eben Schmuckstück zu tragen, was sie an die Person erinnert oder wo eben auch irgendwas mit eingearbeitet ist. Das ist auf jeden Fall was, was wir beobachten. Dann ganz klar, also, dass die nachhaltigen Optionen immer gefragter werden. Also, es gibt ja verschiedenste Möglichkeiten der Reerdigung, habe ich schon angesprochen, aber es gibt z.B. auch Pilzsärge aus lebenden Myzelien, die quasi den Körper recht schnell zersetzen und sogar toxische Stoffe z.B. aus Chemotherapien sehr schnell binden und verwandeln können und damit quasi den Boden sogar fruchtbarer machen als er vorher war. Ja, auch ansonsten natürlich was die digitalen Möglichkeiten angeht, da tut sich viel, dass es eben virtuelle Erinnerungsräume gibt, ähm dass äh Beerdigungen eben auch gestreamt werden für die Menschen aus aller Welt, die nicht teilnehmen können. Das hat sich eben in Corona auch etabliert. Ähm das heißt, da gibt's schon einiges an Trends. Ja, selbst selbst in unserem Bereich.

Katrin (Host): Bei all den Bestattungen, die du begleitest, gab's da mal einen Moment, der dich besonders überrascht hat?

Charlotte Wiedemann (Gast): Also, ich würde fast sagen, es vergeht fast kein Tag, an dem ich diesen Moment nicht habe. Also ähm ich würde sagen, die Arbeit mit dem Tod, die ähm ist ja auch eine große, wie soll ich sagen, eine große Übung im Loslassen und auch im Kontrollverlust akzeptieren, ne. Weil genauso wie die Geburt ist der Tod ja einfach ein natürliches Ereignis, dem wir uns unterordnen müssen in den allermeisten Fällen. Und ähm insofern passieren die ganze Zeit ungeplante Dinge, die aber auch ein bisschen das das Besondere und ja, fast schon magische, mythische dann teilweise eben auch an dieser Arbeit ausmachen, dass eben ähm ja Menschen unerwartete Dinge tun, weil sie einfach im Ausnahmezustand sind oder natürlich ganz anders auch Gefühle geäußert werden, als das in normalen Zeiten der Fall ist. Also gerade in unserem Land sind wir ja eigentlich überwiegend eher zurückhaltend im Vergleich zu anderen Kulturen, aber in der Trauer ähm ja können dann eben ganz andere Dinge passieren. Und insofern ähm merken wir das schon, dass man da flexibel bleiben muss und das ist aber auch das Schöne daran und also was ich z.B. nicht erwartet hätte in einem Krematorium ist, dass äh ein Kind, was mit dabei war bei der Einfahrt eines Sarges, unbedingt den Knopf drücken wollte, dass der Sarg reinfährt. Also, das war so ein Moment, wo ich wirklich gestutzt habe und dann hat es mir aber auch total eingeleuchtet, weil dieses Kind halt auch was beitragen wollte und ähm die hatten vorher auch schon diesen Sarg bemalt, also da gab es dann Handabdrücke auf dem Sarg und da hatte das Kind auch schon mitgemacht und dann war das eben wahnsinnig faszinierend diesen Knopf zu drücken und ich hatte erst so ein bisschen Sorge, dass dann hinterher vielleicht auch so dieses Gefühl entsteht, oh Gott, also ich bin schuld, dass der Sarg da reingefahren ist. Aber also dem Kind geht's halt so wie uns allen. Es ist einfach ein gutes Gefühl, irgendwas tun zu können und auch mit den eigenen Händen tun zu können und eben nicht nur untätig rumzustehen und ja, insofern also unerwartete Momente gibt's eigentlich die ganze Zeit.

Katrin (Host): Charlotte, wenn du dir was wünschen könntest für die Zukunft, wo muss sich in Deutschland noch was ändern beim Thema Bestattung?

Charlotte Wiedemann (Gast): Die ganz ganz große Achilles Ferse und Stellschraube unseres Landes ist die Gesetzgebung aktuell. Also, da muss ich auf jeden Fall noch einiges tun. Ich glaube, im Diskurs sind wir halt mittlerweile wirklich schon sehr weit gekommen. Also, die Leute sprechen wirklich viel offener drüber. Wir haben medial eine ganz andere Abdeckung. Wir haben Podcasts, wir haben Serien, wir haben Filme, wir haben alles Mögliche und ich merke die Themen sind da und der Druck wächst aus der Öffentlichkeit. Also die Menschen wissen mehr, die wollen mehr mitreden, die wollen mehr selbst gestalten. Und jetzt glaube ich ist es die Aufgabe der Politik diesen Druck und diesen Bedürfnissen auch nachzukommen und wirklich über die Bundesländer hinweg, denn wir haben ja leider Gottes für jedes Bundesland eigene Gesetze in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen tut sich gerade sehr viel, dass wir wirklich da diesen positiven Beispielen wie auch z.B. in Schleswig Häuschen, dass wir da hoffentlich gemeinschaftlich in den nächsten Jahren nachziehen und den Menschen einfach noch mal mehr Freiheit und Gestaltungsspielraum und Selbstbestimmtheit gönnen und ähm dass dann eben viele Einschränkungen, wie z.B., dass man die Asche nicht zu Hause haben darf oder so, ähm dass ich sowas eben in den nächsten Jahren vielleicht noch ändert, dass wir mit unseren europäischen Nachbarn da gleich ziehen.

Katrin (Host): Ganz lieben Dank, Charlotte. Lass mich dir die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen. Erstens, das Gespräch suchen, und zwar jetzt. Charlotte hat es so schön gesagt, wenn du über den Tod sprichst, solange noch niemand im Sterben liegt, kann das unglaublich befreiend sein. Stell dir vor, du sitzt mit deinen Eltern zusammen, trinkst ein Glas Wein und plötzlich erzählt deine Mutter, dass sie sich eine Waldbestattung wünscht mit ihrem Lieblingslied von den Beatles. Das berührt dich klar. Niemand möchte darüber nachdenken, dass seine Mutter sterben könnte. Aber es gibt dir auch Zeit. Du weißt dann, was zu tun ist. Du musst keine Entscheidung treffen, wenn du selbst im Ausnahmezustand bist. In Deutschland sterben jedes Jahr eine Million Menschen, aber viele hinterlassen keine Klanwünsche. Dann müssen Angehörige raten und das geht oft schief. Zweiter Lifehack. Testament ist nicht gleich Bestattungsvorsorge. Viele schreiben ihre Wünsche ins Testament, aber das wird oft erst nach der Beerdigung geöffnet. Zu spät also. Charlotte empfiehlt: "Leg deine Bestattungswünsche in einem eigenen Dokument ab. Sag deinen Liebsten, wo es liegt und wer sich im Ernstfall kümmern soll." Dritter Punkt: Es gibt mehr Möglichkeiten, als du denkst. Die Zeiten von schwarz und steif sind vorbei. Heute kannst du deine Bestattung sehr persönlich gestalten. In dem Pilzsarg , im Wald mit Lieblingslied oder sogar einem Schmuckstück aus der Asche. Gerade jüngere Menschen nutzen diese Freiheiten immer immer häufiger. Sie wollen mitgestalten und nicht einfach nur hinnehmen. Und noch ein praktischer Tipp: Denk auch an die Sonderfälle. Was passiert, wenn du im Ausland stirbst? Wird dein Körper zurückgeholt oder lieber eingeäschert, damit nur die Urne überführt wird? Solche Entscheidungen wirken klein, können aber im Ernstfall viel Stress und Kosten sparen. Und der letzte Lifehack: Selbst wer Geld hat, ist nicht automatisch abgesichert. Wenn du nichts regelst, kann es passieren, dass das Ordnungsamt oder entfernte Angehörige über deine Bestattung entscheiden. Vielleicht ganz anders als du es selbst gewollt hättest. Das lässt sich vermeiden, wenn du deine Wünsche schriftlich festhältst. Was mir an diesem Gespräch besonders hängen geblieben ist, ist Charlottes Satz: „Die Beschäftigung mit dem Tod macht das Leben leichter, nicht schwerer“. Weil du erkennst, wie kostbar deine Zeit ist und weil du Dinge klären kannst, solange du noch die Chance dazu hast. Übrigens, wenn du dich jetzt fragst, wie du das finanziell absichern kannst, mit der Ergo Sterbegeldversicherung regelst du nicht nur die Kosten, sondern kannst du auch festlegen, wie deine Bestattung einmal ablaufen soll. Du hast die Wahl zwischen drei Varianten: Grundschutz, Komfort oder Premium, je nachdem, wie umfassend du also vorsorgen möchtest. Das Besondere, in der Premiumvariante kannst du sogar komplette Bestattungspakete abschließen mit Festpreisgarantie und bis zu 20% günstiger als beim örtlichen Bestattungsunternehmen. Du entscheidest selbst, Erd- Feuer-, Wald- oder Seebestattung, klassisch oder ganz individuell. Deine Wünsche werden dokumentiert und im Ernstfall kümmert sich das Bestattungsunternehmen um alles. So wissen deine Angehörigen genau, was du dir gewünscht hättest, und müssen keine schwierigen Entscheidungen treffen. Das Beste, du brauchst keine Gesundheitsprüfung und die Versicherungssumme bleibt geschützt, selbst wenn du später pflegebedürftig wirst. Mehr Infos und alle Details zu den drei Tarifen findest du unter ergo.de/sterbegeldversicherung. Wenn du mehr über Charlotte Widermann und ihre Arbeit erfahren möchtest, schau doch auf Instagram bei „Der Tod und wir“ vorbei. Dort findest du viele spannende Einblicke in das Thema, über das wir viel zu selten sprechen. Das war's für heute. Hab keine Angst vor dem Thema. Es lohnt sich darüber zu sprechen. Bis zum nächsten Mal bei Lifehacks. Das war Lifehack. Wenn dir die Folge gefallen hat, abonniere uns und empfiehl uns gern weiter.

Outro: Lifehacks, für alle, die dachten, Steuer ID ist ein neuer Rapper.

 

Eine Sterbegeldversicherung sorgt dafür, dass die finanziellen Aspekte der Bestattung geregelt sind und die Angehörigen in einem emotional schwierigen Moment nicht zusätzlich belastet werden. Sie bietet nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern ermöglicht auch, individuelle Wünsche für die Bestattung festzulegen, sodass die eigenen Vorstellungen respektiert werden.

*Dieses Transkript kann leicht von der Podcast Folge abweichen.